In Osttirol gibt es derzeit 782 Lehrlinge, die in insgesamt 328 Betrieben ihre Ausbildung absolvieren. Eine solide Zahl, die jedoch im Vergleich zu früheren Jahren einen Rückgang zeigt. Denn während in den 1970er und 1980er Jahren noch etwa 1500 Lehrlinge in der Region ausgebildet wurden, ist die Zahl heute um rund die Hälfte gesunken.

Die Ursachen sind vielfältig, erklärt Johann Kollreider, Bezirksstellenleiter der Wirtschaftskammer Lienz: „Der Rückgang lässt sich hauptsächlich durch die geburtenschwachen Jahrgänge erklären. Zudem haben wir hier im Bezirk ein sehr breites schulisches Angebot nach der Mittelschule, was nicht in allen Regionen der Fall ist.“ Aktuell sind 1,7 Prozent der Osttiroler Bevölkerung Lehrlinge – ein beachtlicher Anteil, auch wenn die Zahl insgesamt rückläufig ist.“

Im Gewerbe- und Handelssektor ist der Bedarf an Nachwuchs hoch

Dennoch ist die Lehre in Osttirol nach wie vor ein wichtiger Karriereweg. Besonders im Gewerbe- und Handelssektor ist der Bedarf an Nachwuchs hoch. 452 Lehrlinge in 158 Betrieben werden hier ausgebildet. In der Industrie sind 130 Lehrlinge in 13 Betrieben tätig, im Handel mit 83 Lehrlingen in 46 Betrieben ebenfalls eine bedeutende Zahl. Auch in der Tourismus- und Freizeitwirtschaft, die für Osttirol eine tragende Rolle spielt, engagieren sich 50 junge Menschen in 22 Betrieben. Der Bank- und Versicherungssektor, der Transport- und Verkehrssektor sowie die Bereiche Information und Consulting bilden insgesamt 47 Lehrlinge aus. Weitere 49 junge Menschen absolvieren eine überbetriebliche Lehrausbildung.

Johann Kollreider, Bezirksstellenleiter der Wirtschaftskammer
Johann Kollreider, Bezirksstellenleiter der Wirtschaftskammer © Christoph Blassnig

Die Wirtschaftskammer setzt jedoch auf zahlreiche Initiativen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. „Wir setzen auf eine Reihe von Initiativen, um Schüler frühzeitig für eine Lehre zu begeistern“, so Kollreider weiter. Ein Highlight ist das Berufsfestival im Mai, bei dem sich über 30 Betriebe in der RGO-Arena vorstellen und Schüler der Mittelschulen einen ersten Einblick in die berufliche Ausbildung erhalten. Zudem gibt es einen Elternabend im April, der den Eltern Informationen zur Lehre liefert. Im September schließlich sind die „Rookie Workshops“ ein weiteres Angebot, bei dem Schüler direkt bei den Betrieben schnuppern können.

62 offene Lehrstellen

Mit insgesamt 3219 aktiven Mitgliedern – darunter 1310 Dienstgeberunternehmen – bleibt die Wirtschaftskammer ein wichtiger Partner für die Ausbildung in der Region. Und auch wenn die Zahlen nicht mehr so hoch sind wie in früheren Jahren, zeigen die vielen Initiativen und der Einsatz der Betriebe, dass Osttirol auf den Fachkräftenachwuchs setzt. „Ohne Lehre gibt es keine Facharbeiter“, fasst Kollreider zusammen.

Trotz der rückläufigen Zahlen gibt es auch Hoffnung: Zum Jahresende 2024 waren beim Arbeitsmarktservice (AMS) Lienz noch 62 offene Lehrstellen zur sofortigen Besetzung gemeldet, 42 allein davon im Bereich Beherbergung und Gastronomie. Die Zahl der sofort verfügbaren Lehrstellensuchenden liegt dagegen bei nur 21 – ein klares Signal dafür, dass die Ausbildungsmöglichkeiten in Osttirol nach wie vor gefragt sind.