"Wohin aber gehen wir – wenn es dunkel und wenn es kalt wird?" Diese berühmte Frage am Beginn von Ingeborg Bachmanns Gedicht "Reklame" wählten die Verantwortlichen des diesjährigen Bachmann-Junior-Literaturwettbewerbs in Hermagor, mittlerweile der zehnte, als Titelvorgabe und luden den Literatennachwuchs zum Mitmachen ein. Hermagor, vor allem das nahe Obervellach, fühlt sich mit Ingeborg Bachmann besonders verbunden, schließlich hat sie als Kind und Jugendliche viele Sommerferien im seinerzeitigen Großelternhaus verbracht. Hier brachte sie als 18-Jährige die spannende historische Novelle "Das Honditschkreuz", die von der Franzosenbesatzung Hermagors handelt, zu Papier, hier hatte sie sich erstmals verliebt.

Die Ehrengäste mit den Siegern
Die Ehrengäste mit den Siegern © LEOPOLD SALCHER
Heinz Bachmann, Bruder von Ingeborg Bachmann, freut sich mit Irmgard Janschitz (rechts) über ihren tollen Erfolg von Klarissa Brauer (Mitte)
Heinz Bachmann, Bruder von Ingeborg Bachmann, freut sich mit Irmgard Janschitz (rechts) über ihren tollen Erfolg von Klarissa Brauer (Mitte) © LEOPOLD SALCHER

Diese Verbundenheit begründet diese Veranstaltung und erklärt auch das kontinuierlich steigende Interesse am Literaturwettbewerb. Diesmal wurden 175 Kurzgeschichten aus dem deutschsprachigen Raum und erstmals eine aus Boston eingereicht.
Der Hermagorer Literaturbewerb, einer Spontanidee der Hermagorer Schriftstellerin Irmgard Janschitz entsprungen und von ihr gegründet, hat sich dank der Beharrlichkeit der Organisatorin und ihres engagierten Teams einen Sonderstatus erarbeitet und internationale Beachtung gefunden. Janschitz wurde für ihr Engagement und ihren unverbesserlichen Optimismus gedankt.
Die 15 von der Jury erstgereihten Teilnehmerinnen und Teilnehmer präsentierten einen Auszug aus ihrem Beitrag im vollen Rathaussaal. Gewinnerin des Jubiläums-Bachmann-Junior-Preises ist die 15-jährige Klarissa Brauer, sie besucht das Musische Gymnasium in Salzburg. Mit ihrer beeindruckenden Kurzgeschichte "Ausgebrannt" konnte sie auch das Publikum begeistern. Die Völkermarkterin Anna Kneß (18) schaffte es mit "Nur ein Programm" auf Platz zwei, die Osttirolerin Leni Gasser (18) kam mit ihrer Geschichte "Aufblühen" auf den dritten Platz. In der Nachwuchsgruppe setzte sich David Reitinger (11) aus Oberösterreich vor Lucia Guel Ullmann (10) aus Innsbruck und Maja Sophie Rauscher mit Wurzeln in Egg bei Hermagor durch. Der Lesepreis des Publikums, gestiftet von Stadtrat Karl Tillian, ging an Paulina Garido Pahl, den Coverpreis gewann Thomas Glantschnig (Diakonie de La Tour).

Gratulanten und Ehrengäste

Ausgezeichnet wurde dieser Jubiläums-Literaturwettbewerb durch die Anwesenheit von Heinz Bachmann, dem Bruder von Ingeborg Bachmann. Er gratulierte den Jungliteraten und sprach all jenen, die es diesmal nicht auf das Siegerpodest geschafft haben, Mut zu. Unter den Zuhörern und Gratulanten waren Landeshauptmann-Stellvertreterin Gaby Schaunig, Bezirkshauptmann Heinz Pansi, Bürgermeister Leopold Astner, Kulturreferent Günter Pernul, die Literaten Claudia Rosenwirth-Fendre und Engelbert Obernosterer, Katharina Herzmansky (Kulturabteilung), Gabriele Russwurm-Biro und Alfred Woschitz (Schriftstellerverband), Christine und Hubert Stotter (Diakonie) sowie zahlreiche Sponsorenvertreter.

Für Kleine-Zeitung-Chefredakteur Hubert Patterer, er schrieb ein Geleitwort zur Jubiläumsanthologie, sei es durchaus denkbar, dass sich hier und jetzt potenzielle junge literarische Nachfolger von Peter Handke oder Elfriede Jelinek zu Wort meldeten. "Wir werden sie brauchen, allesamt", so Patterer. Denn unaufhaltsam erscheine der digitale Vormarsch von KI, der Künstlichen Intelligenz.