Der Bezirk Wolfsberg hat gewählt: Insgesamt waren 41.946 Personen bei der Nationalratswahl wahlberechtigt, die in 80 Wahllokalen ihre Stimme abgeben konnten. 7230 Wahlkarten wurden in allen neun Gemeinden ausgestellt.

Hier finden Sie die vorläufigen Ergebnisse für alle Gemeinden des Bezirks Wolfsberg – von Reichenfels über Bad St. Leonhard bis nach Lavamünd. Die Wahlbeteiligung im Lavanttal lag bei 76,3 Prozent.

Erdrutschsieg für die FPÖ

Die erste Hochrechnung um 17 Uhr hat der FPÖ in Kärnten ein Ergebnis von 41,36 Prozent prognostiziert. Im Laufe des Abends ging die Prozentzahl zwar auf 38,1 zurück, dennoch siegte die FPÖ haushoch mit einem Plus von über 18 Prozent. Auch im Bezirk Wolfsberg konnten die Freiheitlichen einen Erdrutschsieg verzeichnen – mit 43,03 Prozent (plus 20,45 Prozent), in St. Georgen wählten sogar 51,81 Prozent blau. „Das ist das beste Wahlergebnis bei einer Nationalratswahl in der Geschichte der FPÖ. 2008 kamen wir im Bezirk Wolfsberg auf 38,52 Prozent, damals noch als BZÖ“, zieht Christian Ragger als Spitzenkandidat der Freiheitlichen im Wahlkreis Ost zufrieden Bilanz. Als die erste Hochrechnung am späten Nachmittag eintrudelt, herrscht in der Café-Konditorei Hecher in Wolfsberg Jubelstimmung. Dort feiert Ragger mit seinen Parteikollegen in einem Extrastüberl. „Ich bin dankbar für dieses Wahlergebnis im Bezirk Wolfsberg, weil es zeigt, dass die Leute für die letzten fünf Jahre, in denen sie eingeschränkt wurden und sich das tägliche Leben nicht mehr leisten können, klar einen Schuldigen ausgemacht haben – und das ist die Regierung. Die Regierung ist heute klar abgewählt worden“, jubelt Ragger.

Nationalratsabgeordneter Christian Ragger, Landtagsabgeordneter Harald Trettenbrein und St. Andräs Gemeinderat Alexander Skledar (von links) beim Verfolgen des Wahlergebnisses im Café Hecher
Nationalratsabgeordneter Christian Ragger, Landtagsabgeordneter Harald Trettenbrein und St. Andräs Gemeinderat Alexander Skledar (von links) beim Verfolgen des Wahlergebnisses im Café Hecher © Bettina Friedl

Der 51-jährige Rechtsanwalt, der seit 2017 im Nationalrat sitzt, schafft mit diesem Wahlergebnis im Wahlkreis Ost (Bezirke St. Veit, Wolfsberg und Völkermarkt) klar den Wiedereinzug in den Nationalrat. „Ich freue mich, dass ich weiterhin im Nationalrat bin und dass die Kärntner mir vertraut haben. Sie wissen, was sie kaufen, nachdem ich 25 Jahre in der Politik bin. Allen Unkenrufen zum Trotz ist es wertvoll, Politiker zu haben, die das Handwerk gelernt haben, die sich fachlich auskennen und die wissen, was gut für die Leute ist“, ist Ragger überzeugt.

Verluste für die ÖVP

Im Wahlkreis Kärnten Ost galt es auch für die ÖVP mit Spitzenkandidat Johann Weber (59) aus Wolfsberg, ein Grundmandat zu verteidigen. Die ÖVP kam in Kärnten auf 20,9 Prozent (minus 14 Prozent). Im Bezirk Wolfsberg mussten die Türkisen sogar 16,48 Prozent einbüßen und landeten mit 20,81 Prozent auf Platz 3. „Das ist nicht das Ergebnis, das ich mir erhofft habe. Ich habe, so wie wir alle, bis zum Schluss gekämpft, aber es hat leider nicht gereicht. Danke an alle, die in diesem Wahlkampf alles gegeben haben. Danke an alle, die uns und mir das Vertrauen ausgesprochen haben“, zeigt sich Weber in seiner ersten Stellungnahme zerknirscht. Das Ergebnis hat er in der Landesparteizentrale in Klagenfurt verfolgt. Für Weber geht sich damit voraussichtlich der Wiedereinzug in den Nationalrat nicht aus, in dem er seit 2019 vertreten war.

Johann Weber im blauen Sakko in der Landesparteizentrale in Klagenfurt
Johann Weber im blauen Sakko in der Landesparteizentrale in Klagenfurt © Helge Bauer

„Bundesregierung wurde abgestraft“

Ebenfalls Verluste hinnehmen muss die SPÖ. Kärntenweit kamen die Roten auf 23,2 Prozent (minus 3 Prozent.) Höher fielen die Verluste im Bezirk Wolfsberg aus: Die SPÖ erhielt 22,33 Prozent (minus 4,33 Prozent). Bei den Roten ging im Wahlkreis Ost der St. Veiter Vizebürgermeister Clemens Mitteregger (35) als Spitzenkandidat ins Rennen. Zweitgereihte der SPÖ war Kerstin Dohr (38), die von 2015 bis 2022 als Gemeinderätin in Wolfsberg tätig war. Auch der Lavanttalerin ist die Enttäuschung deutlich anzuhören: „Das Ergebnis zeigt zum einen, dass die ÖVP-geführte Bundesregierung richtiggehend abgestraft wurde. Das Ergebnis ist aus Sicht der SPÖ schmerzhaft und entspricht in keinster Weise unseren Erwartungen. Jetzt gilt es intern zu analysieren und die richtigen Schlüsse zu ziehen“, sagt Dohr, die die Hochrechnung in der Landesorganisation in Klagenfurt verfolgt hat: „Mein Dank gilt all jenen, die der SPÖ vertrauen und ihre Stimme abgegeben haben. Danke auch an alle, die sich in dieser für uns schwierigen Wahlauseinandersetzung für die SPÖ ins Zeug gelegt haben“, fährt Dohr fort.

Kerstin Dohr in der Landesorganisation in Klagenfurt - im Blazer in Parteifarbe
Kerstin Dohr in der Landesorganisation in Klagenfurt - im Blazer in Parteifarbe © Helmuth Weichselbraun

Die Neos erreichten kärntenweit 7,9 Prozent, im Bezirk Wolfsberg waren es 6,08 Prozent (plus 1,12 Prozent). Die Grünen kamen in Kärnten auf 4,8 Prozent (minus 4,7 Prozent), halbiert haben sich die Grünen auch im Bezirk Wolfsberg: Von 6,49 auf 3,08 Prozent. Im Wahlkreis Ost wurde die Kandidatenliste vom Wolfsberger Gemeinderat Michael Hirzbauer (38) angeführt, der auch Bezirkssprecher der Grünen im Lavanttal ist. „Wir möchten allen Wählerinnen und Wählern danken, die die Grünen gewählt haben und so ein starkes Zeichen für Klimaschutz, Menschenrechte und Solidarität und rechten Hass und Hetze gesetzt haben. Die Grünen haben unter schwierigen Umständen in den letzten fünf Jahren Verantwortung für Österreich übernommen. Vor diesem Hintergrund ist es ein Erfolg, heute dieses Ergebnis zu erringen. Wir haben uns in diesem Wahlkampf zurückgekämpft. Natürlich hätten wir uns über ein noch stärkeres Votum für echten Klimaschutz gewünscht – gerade angesichts des vergangenen Hitzesommers und der anschließenden Hochwasserkatastrophe, die eindrucksvoll bewiesen haben, wie wichtig Natur- und Klimaschutz ist. Und das gibt‘s eben nur mit den Grünen“, zieht Hirzbauer am Wahlabend Bilanz. Er hat das Ergebnis mit seinen Parteikollegen in Klagenfurt verfolgt.

Lange Gesichter bei den Grünen (hinten in der Mitte stehend Michael Hirzbauer)
Lange Gesichter bei den Grünen (hinten in der Mitte stehend Michael Hirzbauer) © Wolfgang Jannach

Rückblick auf die Wahl 2019

Bei der letzten Nationalratswahl 2019 sah es im Lavanttal noch ganz anders aus: Die ÖVP war mit 37,3 Prozent die stimmenstärkste Partei (+ 10,5 %). Die Türkisen hatten in allen neun Lavanttaler Gemeinden die Nase vorne und die Freiheitlichen von der Spitze verdrängt, die bei der Nationalratswahl 2017 in acht Gemeinden im Tal gewonnen haben. Auf Platz zwei lag bei der Wahl 2019 die SPÖ mit 26,7 Prozent (- 1,8 %), auf Platz drei die FPÖ mit 22,6 Prozent (- 13,8 %), auf Platz vier die Grünen mit 6,5 Prozent (+ 5,1 %) und auf Platz fünf die Neos mit 5 Prozent (+ 1,8 %). Die Wahlbeteiligung lag damals bei 71,1 Prozent. Aus dem Lavanttal sind seitdem Johann Weber (ÖVP) und Christian Ragger (FPÖ) mit einem Sitz als Abgeordnete im Nationalrat vertreten.