Vor Beginn der „For Forest“- Installation waren Sie eine der wenigen Stimmen, die das Projekt differenziert kritisierten. Wie sehen Sie die Aktion nun, zwei Monate nach ihrem Ende?
ANGELIKA HÖDL: Ich war zwei Mal dort. Letztlich hat es mich beruhigt, dass die Natur selbst den Größenwahn in die Schranken gewiesen hat. Denn das war kein Wald entsprechend der Zeichnung von Max Peintner, sondern ein Wäldchen. Die Natur lässt eben nicht alles mit sich machen.

Sie fanden die Installation nicht beeindruckend?
Ich persönlich nicht. Aber manche meiner Freundinnen brachte es zum Nachdenken, wenn man da alleine über die leeren Ränge spazieren konnte. Das gehört zu den positiven Aspekten des Kunstprojekts. Insgesamt war es mir aber zu wenig aussagekräftig, mir fehlte die künstlerische Brisanz, die Zuspitzung, der ästhetische Wert.


Das Bild ging aber um die Welt, das kann man nicht bestreiten. Und mit den zeitgleichen Bränden im Amazonas hatte man ein perfektes Narrativ: Die Natur ist so gefährdet, dass sie beschützt werden muss.
Der Brand im Amazonas kam zu Hilfe, aber das war Zufall, das ist nicht planbar, das wünscht man sich nicht. Aber es hat dem Projekt gedient, weil man es thematisiert und aufgegriffen hat. Große Projekte benötigen große PR und bei diesem Name-Droping mit Christo und Greta Thunberg war ziemlich klar, dass es ein PR-Gag gewesen ist. Nachhaltigkeit im Tourismus gab es zum Beispiel nicht, die große touristische Invasion kam nicht nach Kärnten. Dass die Nachhaltigkeit vom Projekt selbst nicht gewährleistet wird, zeigt, dass Sponsoren und Veranstalter das nicht zu Ende gedacht haben. Noch zur Mitte des Projekts wurde gesagt, es wird ein Museum geben, wo das aufbereitet wird und das Wäldchen wachsen kann.

Angelika Hödl mit Wolfgang Fercher und Thomas Cik von der Kleinen Zeitung bei der Podcast- Aufnahme
Angelika Hödl mit Wolfgang Fercher und Thomas Cik von der Kleinen Zeitung bei der Podcast- Aufnahme © Just



Nun ist der Wald zerrissen. Ein Teil steht in Klagenfurt, ein Teil in Niederösterreich.
Da finde ich es gut, dass sich Klagenfurts Bürgermeisterin nicht auf einen Deal eingelassen hat. Umgekehrt hätte ich mir von der Kulturpolitik erwartet, viel entschlossener hinter dem Projekt zu stehen und mit dieser Entschlossenheit auch für die nötige Transparenz zu sorgen. So wäre viel unberechtigte Kritik nicht aufgekommen. Stattdessen hat man penetrant perpetuiert, dass es die öffentliche Hand nichts kosten werde.
Sie behaupteten vor Monaten, die freie Kulturszene in Kärnten sei gedrängt worden, ihr Programm unter den Titel „For Forest“ zu stellen.

Können Sie konkret Beispiele nennen?
Jedes ungewöhnliche Ereignis ermöglich ein Heraustreten aus dem Alltag. Ich habe gehört, dass es noch mehr Förderungen von Stadt und Land gegeben hätte, wenn man zu „For Forest“ eingereicht hätte.

Konkrete Beispiele?
Ich konnte das nicht verifizieren, nenne daher keine Namen, um nicht Unruhe zu stiften. Mein zweites Problem ist, das Klaus Littmann als Kurator einigen Gruppen Geld gegeben hat, anderen nicht. Das ist diese Intransparenz auf vielen Ebenen.

Ist Klagenfurt nach „For Forest“ nun nachhaltig auf der weltweiten Kultur-Landkarte eingezeichnet?
Es ist ein einmaliges Projekt gewesen, noch dazu wurde der inhaltliche Anspruch durch die Sponsoren konterkariert. Die Firma Riedergarten wird den Wald nicht in Klagenfurt stehen lassen. Die Leute werden nicht vorbeigehen und darüber reden oder sich ärgern, nicht einmal das Minimum an Diskurs wird es geben. In einem Jahr redet niemand mehr über „For Forest“. Was gut war am Projekt, ist, dass die Menschen die große Architektur des Stadions vielfach erstmals und das gratis sehen konnten. Das war eine Ermutigung, darüber nachzudenken, ob so etwas öfters stattfinden kann.