Sternenkinder – so werden liebevoll jene Babys genannt, die kurz vor, während oder unmittelbar nach der Geburt sterben. Rund 800 betroffene Eltern sogenannter Sternenkinder suchten alleine im heurigen Jahr Hilfe bei der Organisation Wandelstern, die Familien beim Verlust eines Kindes betreut und begleitet. Für viele dieser Familien gibt es in Klagenfurt jedoch nur „Sammelbestattungen“ wie auch keine würdevolle und pietätvolle Gedenkstätte. „Der Sternenkinderfriedhof ist ungepflegt, lieblos und teils grausam gestaltet“, kritisiert Vereinsobfrau Bernadette Hartl.

Und sie geht noch tiefer in die Materie: „Frauen, deren Kinder sich im Mutterleib mit der Nabelschnur strangulierten, werden durch dort aufgehängte, strangulierte Kuscheltiere retraumatisiert.“ Zudem gebe es keinen Raum für Rituale, keinen würdigen Platz für Trauer. Viele Familien würden mittlerweile in andere Bezirke ausweichen, dort Familiengräber kaufen, um ihr Kind nicht in eine der zweimal jährlich stattfindenden Sammelbestattung geben zu müssen.

Bernadette Kohlweis hilft mit dem Verein Wandelstern Eltern, die ihre ungeborenen Kinder verloren haben sternenkinder
Bernadette Hartl hilft mit dem Verein Wandelstern Eltern, die ihre ungeborenen Kinder verloren haben Sternenkinder © Privat

Bereits im Jahr 2023 habe der Verein Stadträtin Sandra Wassermann (FPÖ) in ihrer Funktion als Friedhofsreferentin ein finanziertes Konzept zur Neugestaltung des Sternenkinderfriedhofs in Annabichl vorgelegt. „Uns wurde gesagt, wir sollen groß denken“, sagt Hartl. Dementsprechend groß sei das Konzept auch ausgefallen. Seither hätte es keine konstruktiven Gespräche mehr gegeben, von der Umsetzung des Projektes „Ein Platz für Sternenkinder“ am Friedhof Annabichl sei man weit entfernt und damit von einer würdevollen Abschiednahme, der Sensibilisierung und Akzeptanz betroffener Eltern in der Gesellschaft sowie einen Platz, den man gerne besucht. Auf Planungskosten in der Höhe von 5000 Euro sei der Verein sitzen geblieben.

Keine rechtliche Grundlage

Wassermann ist das Thema bekannt und auch wichtig, weist aber die Vorwürfe, nicht gesprächsbereit zu sein, vom Tisch. Viermal sei man zu diesem Thema zusammengekommen. Den letzten Gesprächstermin hätte im Juni 2024 mit der Architektin vom Verein Wandelstern und der Abteilung Facility Management stattgefunden. „Die gemeinsame Kostenschätzung des Projektes ergab einen Investitionsbedarf von insgesamt 340.000 Euro“, erklärt Wassermann. Die Umsetzung des Projektes sollte in drei Baustufen erfolgen, der erste Abschnitt wurde mit 33.925 EUR beziffert. Die ursprünglich vom Verein Wandelstern angedachte Mittelbeschaffung durch Fundraising war zu diesem Zeitpunkt aufgrund rechtlicher Gründe nicht mehr aktuell. „Seither gab es in der Friedhofsverwaltung keine weiteren Anfragen von Seiten des Vereins Wandelstern“, sagt die Friedhofsreferentin.

Ausschlaggebend für die Nichtumsetzung des Projektes sei aber vielmehr die finanzielle Lage der Stadt gewesen. „Die prekäre budgetäre Situation der Landeshauptstadt Klagenfurt hat seit dem letzten Quartal 2024 keine Ermessensausgaben, Ausgaben ohne gesetzliche Vorgaben oder vertraglicher Verpflichtung, ermöglicht“, so Wassermann weiter. Für heuer habe sie bereits die bauliche Verglasung der Südseite des Gedenk-Pavillons ins Budget gegeben, um die Trauernden und Besucher des Friedhofes vor Wind und Wetter zu schützen. Denn eine würdevolle und kompetente Begleitung der Hinterbliebenen in dieser schweren Zeit sei für die Stadträtin von höchster Bedeutung.

Auch Bürgermeister Christian Scheider (FSP) nimmt sich diesem Thema an: „Man muss diese Möglichkeit anbieten und mit den Betroffenen eine gemeinsame Idee entwickeln.“ Zwei Mal habe er in der Vergangenheit bereits Weisungen für Einzelbestattungen von Sternenkindern erteilt.