Intakte, unverbaute Böden sind unsere Lebensgrundlage. Für Tiere und Pflanzen sind sie wertvoller Lebensraum. Der Mensch braucht sie als Quelle für Nahrung, sauberes Trinkwasser und als Erholungsraum. Darüber hinaus ist intakter Boden wichtig für die Eindämmung der Klimakrise. Allerdings: Österreich baut sich zu. Insbesondere durch die Versiegelung mit Beton oder Asphalt gehen überlebensnotwendige Bodenfunktionen verloren.

Nun ist es allerdings traurige Gewissheit: Die 15 größten Städte Österreichs sind deutlich stärker versiegelt als gedacht, wie aus einer neuen WWF-Analyse hervorgeht. Laut einer aktuellen Auswertung von Satellitendaten liege die versiegelte Fläche derzeit bei rund 37.000 Hektar und damit um fast 35 Prozent höher als auf Basis der bisherigen Methodik angenommen. Demnach ist St. Pölten auch negativer Spitzenreiter (mit einer versiegelten Fläche von 308 Quadratmetern pro Kopf) – gefolgt von Wiener Neustadt, Villach (236 Quadratmeter pro Kopf) und Wels.

Top fünf ist für Stadt „keine Überraschung“

Mit 221 Quadratmetern pro Kopf komplettiert Klagenfurt die Top fünf. Es ist nicht das erste Mal, dass die Landeshauptstadt in dieser Thematik im Spitzenfeld landete. Greenpeace ließ unlängst auf ihrer Homepage über die schlimmste Bodenversiegelung in Kärnten abstimmen. Nominiert war unter anderem auch der Klagenfurter Modepark Röther, mit dessen Bau 1,6 Hektar Fläche versiegelt wurde.

Bürgermeister Christian Scheider (TK) möchte zur WWF-Studie nichts sagen, verweist auf den verantwortlichen Referenten, Ronald Rabitsch (SPÖ), der sich aber gerade im Urlaub befindet. Rede und Antwort steht Robert Piechl, Leiter der Abteilung Stadtplanung. Ihn überrascht das Ergebnis nicht. Städte seien aufgrund der Industrie, des Handels und des öffentlichen Verkehrs automatisch im großen Stil verbaut. „Fakt ist aber, dass wir Maßnahmen zur Bekämpfung der Versiegelung treffen“, sagt Piechl. Die Entsiegelung der Stadt soll mit der Umgestaltung des Heiligengeistplatzes fortschreiten, zudem gibt es seit 2015 strengere Bedingungen für Parkflächen. „Es gibt eine strenge Raumordnung in Klagenfurt“, fasst der Abteilungsleiter zusammen.

Zwei Hektar neu gewidmet

Der im Herbst 2023 eröffnete Modepark wurde anhand 24 Jahre alter, gültiger Widmungen gebaut. „Ich garantiere, dass sowas heute nicht mehr gebaut werden dürfte“, ist sich Piechl sicher. 2023 habe die Stadt nur zwei Hektar Bauland ins Widmungsverfahren geschickt, mit dem Ausbau der Öffentlichen Verkehrsmittel würde sich langfristig auch die Versiegelung verändern. „Klagenfurt ist auf einem guten Weg“, sagt Piechl.

In Österreich ist mittlerweile eine Fläche von fast 3000 Quadratkilometern komplett versiegelt, das entspricht der gesamten Fläche von Vorarlberg und Wien zusammen. Fast die Hälfte davon besteht aus Straßen oder Parkplätzen.