Für einen, der es mag (und irgendwie mag den Radetzkymarsch doch jeder), war das Ende wie Weihnachten, Silvester und Neujahr zugleich. Im Mai. Zu den Klängen des mit fast neun Minuten wahrscheinlich längsten Radetzkymarsches der Welt marschierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Militärmusikfestival 2023 Donnerstagabend aus dem Wörthersee-Stadion in Klagenfurt. Mehr als 700 Soldaten im Gleichschritt – das dauert. Aber das Publikum bedankte sich bis zum letzten Mann mit Standing Ovations. Man war nach der Bundeshymne beim Großen Zapfenstreich praktischerweise einfach stehen geblieben.

Video: Der längste Radetzkymarsch

Militärmusiker aus ganz Österreich, Slowenien, Montenegro, Italien und dem Oman hatten den 12.000 Zuschauern zugunsten von "Licht ins Dunkel" einen bunten, aber stimmigen Klangteppich ausgerollt. Vom Kärntner Liedermarsch über die Oberkrainer (natürlich intoniert vom slowenischen Militärorchester) bis zu einer berührenden Version von Elton Johns "Circle of Life". Von ABBA über Azzuro (passend zum endlich wieder blauen Himmel, gespielt von den Italienern) bis zu Puccini, gesungen von Operngröße Andreas Schager. Es hätte Melissa Naschenweng als Gaststar eigentlich gar nicht gebraucht, aber so war für die Moderatoren Sonja Kleindienst und Marco Ventre noch ein Superlativ drin: "die größte Bergbauernbuamband der Welt". Hitparadenstürmer Chris Steger stimmte sein "Zefix" an und kommentierte das bevorstehende Ende seines Grundwehrdienstes: "Auch die schönste Zeit geht einmal zu Ende."

Von einem "Fest der Völkerverständigung, des Friedens und der Freundschaft" schwärmte der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner strich die Musik "als verbindendes Element" hervor – nachvollziehbar für alle im Fernsehen am Sonntag um 21.55 Uhr auf ORF 2. Die Aufzeichnung war eine Herausforderung, wie Harald Kräuter, der technische Direktor der Anstalt, einräumte. 50 Mikrofone hatte man allein auf dem Spielfeld versteckt, dazu kamen 80 von den Musikern getragene Funkmikrofone. "Wir haben dafür Bestände aus ganz Österreich zusammengekratzt", gab Kräuter zu. Eine echte Materialschlacht für den Frieden.