Einen unglaublichen Fall von Schlepperei hat die Kärntner Polizei aufgedeckt, mithilfe von "Kommissar Zufall": Am Mittwoch gegen 14 Uhr fuhr ein türkischer Staatsbürger (68) mit einem Lkw (Zugfahrzeug und Sattelaufleger) mit polnischem Kennzeichen von der Raststation Techelsberg im Bezirk Klagenfurt-Land falsch auf die Südautobahn (A 2) auf. Dadurch wurden die Geisterfahrerkrallen ausgelöst und die Reifen des Lkw beschädigt, zudem fingen einige Reifen Feuer.

Der 68-Jährige löschte den Brand mit einem mitgeführten Feuerlöscher. Zeugen verständigten die Beamten der Autobahnpolizeiinspektion Klagenfurt. Diese klärten den Sachverhalt vor Ort und es wurde ein Abschleppunternehmen verständigt. Für eine Nachschau in den verplombten Sattelaufleger gab es zu dem Zeitpunkt keine Veranlassung. Der Abschleppdienst brachte den Lkw samt Sattelaufhänger zu einem Firmengelände in Villach. Im Abschleppfahrzeug wurde auch der 68-jährige Lenker mitgenommen.

Lkw-Lenker war nervös

Auf dem Gelände des Abschleppunternehmens wurde der Auflieger etwa 50 Meter von der Werkstatt entfernt abgestellt. Die Zugmaschine wurde zur Reparatur gebracht. Zu diesem Zeitpunkt war der Lkw-Lenker laut Abschleppunternehmer sichtlich nervös, da er nicht wusste, was mit dem Auflieger passieren würde.

Nachdem der Lkw-Lenker überzeugt war, dass der Auflieger "sicher" abgestellt war, rief er seinen Chef an. Der Abschleppunternehmer teilte dem "Chef" des Fahrers mit, dass der Lenker in einem Hotel übernachten soll und die restliche Abwicklung am nächsten Tag erfolgen würde. Daraufhin sei der "Chef" sehr unruhig geworden und ersuchte den Unternehmer den Lkw so schnell wie möglich zu reparieren. Weiters solle er sich keine Sorgen um die Bezahlung machen, da der "Chef" seinen Cousin aus Wien mit Bargeld und einem neuen Auflieger schicken würde.

Der Sattelschlepper musste in die Werkstatt
Der Sattelschlepper musste in die Werkstatt © LPD Kärnten

Geräusche aus dem Inneren

Der Abschleppunternehmer teilte dem "Chef" mit, dass er die Abwicklung nicht in den Nachtstunden machen würde und der Cousin heute, Donnerstag, um 8 Uhr vorbeikommen könne.

Die Mitarbeiter des Abschleppunternehmens begannen sofort mit den Reparaturarbeiten. Gegen 21 Uhr nahm einer der Techniker Geräusche und Stimmen aus dem Sattelauflieger wahr. Mittels Wärmebildkamera konnte er Bewegungen im Inneren des Anhängers wahrnehmen und verständigte sofort die Polizei. Aufgrund des vorliegenden Sachverhalts wurde der Auflieger von den Beamten geöffnet und es wurden schließlich 35 Fremde vorgefunden. Der 68-jährige Lkw-Lenker wurde an Ort und Stelle festgenommen.

Aufgrund des vorliegenden Sachverhalts wurden von den einschreitenden Beamten mehrere Polizeistreifen aus Villach sowie das Landeskriminalamt Kärnten der Amtshandlung hinzugezogen.

70 Stunden ohne Versorgung

Die 35 völlig unterkühlten Personen, welche mehr als 70 Stunden ohne Versorgung auf dem Sattelauflieger ausharren mussten, wurden im Bereich des Abschleppunternehmens mit Getränken erstversorgt und von mehreren Polizeistreifen in eine vorübergehende Unterkunft verbracht. Bei den Fremden handelt es sich um Menschen aus Bangladesch, Nepal und Ägypten. Die weiteren Erhebungen werden vom Landeskriminalamt Kärnten geführt. Die Reiseroute und auch das Zielland sind derzeit noch Gegenstand der Ermittlungen.