"In der Online-Beratung habe ich einmal mit einem jungen Mädchen aus einem gewalttätigen Elternhaus geschrieben. Wir sind dabei verblieben, dass sie sich Hilfe sucht, aber trotzdem fragt man sich, was aus ihr geworden ist." Manche Geschichten bleiben einem einfach im Gedächtnis. Manche ihr anvertrauten Schicksalsschläge beschäftigen Barbara Ogris noch nachhaltig.

Die 31-Jährige hat letztes Jahr die Leitung der Telefonseelsorge der Caritas Kärnten übernommen, nächstes Jahr feiert sie ihr zehntes Dienstjahr bei der Caritas. "Ich bin als Praktikantin hineingerutscht, war erst noch in der Familienberatungsstelle."

Seit 45 Jahren bietet die Telefonseelsorge Kärnten allen Menschen in Not- und Krisensituationen ein offenes Ohr. Unter der kostenfreien Nummer 142 sind rund 85 ausgebildete, freiwillige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rund um die Uhr für alle Hilfesuchenden da. Und besonders zur Weihnachtszeit melden sich vermehrt einsame Menschen.

Manche feiern diese Weihnachten erstmals ohne eine geliebte Person oder einen Familienangehörigen und verspüren große Trauer. Andere haben aufgrund von Familienkonflikten Sorge vor Eskalationen. "Oft hilft es dann schon ein bisschen, sich alles einmal von der Seele reden zu können", ist Ogris zuversichtlich.

Chat-Beratung massiv gestiegen

Gerade Jugendliche nützen meist noch lieber die Online-Beratung. "Bei ihnen merkt man jetzt durch den Ukraine-Krieg, die Teuerungswelle und Klimakrise eine Perspektiven- und Hoffnungslosigkeit", sagt Ogris, die auch selbst immer wieder Gespräche via Telefon oder Chat führt. "Die Online-Beratung ist zur Coronazeit explodiert, früher waren wir da viermal die Woche für je zwei Stunden erreichbar, jetzt sind es sieben Stunden täglich." Knapp die Hälfte aller Anfragen via Mail und Chat stammen von Zehn- bis 29-Jährigen, was zeigt, dass diese Gruppe im Moment besonders belastet zu sein scheint.

Die Ferlacherin blickt trotz aller Umstände selbst positiv auf die letzten drei Jahre zurück: "Sammy ist unser Corona-Baby, er macht unser Leben bunt, freudvoll und flauschiger." Denn Sammy ist der Hund der 31-Jährigen und ihres Lebensgefährten. Mit ihm ist Ogris auch oft in der Natur, als Ausgleich, wie sie sagt. "Ich gehe gerne wandern. Wenn man mit dem Körper beschäftigt ist, schaltet der Geist aus." Zudem verbringt sie ihre Freizeit gerne auf dem Rasen als Nachwuchsleiterin eines Fußballvereins.