Die Spuren des verheerenden Unwetters, das vor einer Woche Arriach, Treffen und das Gegendtal verwüstet hat, sind allgegenwärtig. Die Aufräumarbeiten werden noch Wochen und Monate dauern. Dennoch hat es am Mittwochfrüh einen weiteren Erfolg für die Einsatzkräfte gegeben. Arriach ist auch für Zivilfahrzeuge wieder auf dem Landweg erreichbar - allerdings "nur" über Himmelberg.

Wasserversorgung problematisch

In einigen Teilen der Gemeinde konnten die Wasserleitungen noch nicht repariert werden. Das betrifft vor allem eine Siedlung in Sauerwald. "Wir benötigen einen 30-Tonnen-Bagger, um die Leitungen freizulegen. Dieser wurde uns vom Militär zugesagt", beruhigt Bürgermeister Ebner. Heute Abend soll das Gerät eintreffen. Die Freilegung wird aber mindestens eine Woche dauern. Eine Notversorgung wird von der Feuerwehr gewährleistet.

Schülerinnen und Schüler vom Unterricht befreit

Für die Schülerinnen und Schüler aus dem Krisengebiet ist der Unterricht vorzeitig beendet. Nur am Zeugnistag müssen die Kinder noch in den Schulen erscheinen. "Für diesen Tag ist der Transport über Himmelberg gewährleistet", sagt Bürgermeister Gerald Ebner (FPÖ).

Für die touristische Gemeinde entstehen kurz vor Sommerferienbeginn erhebliche wirtschaftliche Folgen - nicht nur wegen der Kosten für die Aufräumarbeiten, sondern auch wegen Stornierungen im Urlaubsgebiet. So berichten viele Vermieterinnen und Vermieter von Abmeldungen der Gäste aufgrund der Unwetterschäden.

Traktoren beliefern Adeg-Markt

Der örtliche Adeg-Markt wurde in der zurückliegenden Woche fast durchgängig mit frischen Waren beliefert - trotz widrigster Umstände. Wie das möglich war? Mit Traktoren und Kleintransportern wurden verschiedene Produkte und Lebensmittel über nicht zerstörte Verkehrswege nach Arriach gebracht, so eine Adeg-Mitarbeiterin.

Die ersten Tage nach dem Unwetter ging in der Gemeinde gar nichts: Es gab keinerlei Handyverbindungen und auch das Internet funktionierte nicht. Zumindest telefonieren können die Arriacher mittlerweile wieder.

Die Geschäftsführerin des Adeg-Marktes in Arriach schildert, wie die Nahversorgung aufrecht erhalten wurde: "Es gabe keinen Strom, also haben wir auf Zettel geschrieben, wer etwas kauft und wie viel es kostet. Alle die kein Bargeld hatten, konnten später bezahlen," erklärt Mona Oblak. Die Bevölkerung sei überraschenderweise sehr ruhig gewesen, viele haben sogar freiwillig im Adeg-Markt mitgeholfen.

Mona Oblak, Geschäftsführerin Adeg in Arriach
Mona Oblak, Geschäftsführerin Adeg in Arriach © Steiner

Notstromaggregat für Supermarkt

Bereits einen Tag nach dem schweren Unwetter lieferte die Himmelberger Feuerwehr ein Notstromaggregat an den Nahversorger im Ort. "Am Mittwoch um 23 Uhr hat uns die Feuerwehr erreicht. Das war sehr wichtig, denn die gekühlten Lebensmittel wären sonst verdorben", sagt Oblak.

Meterhoch Geröll

Am Rand des provisorischen Verkehrsweges türmen sich die Geröllmassen meterhoch. Mit schwerem Geräte wurden sie in den vergangenen Tagen von der Straßenbauabteilung zur Seite geräumt. Damit können die Bewohner Arriachs auch wieder in die Arbeit fahren. Allerdings dauert die Fahrt nach Villach jetzt etwa 45 statt der rund 20 Minuten, wenn man über Treffen nach Villach fährt. Diese Straße ist nach wie vor gesperrt.

Notdürftig werden Straßen wieder errichtet
Notdürftig werden Straßen wieder errichtet © Steiner

244 von 600 Häusern beschädigt

In Arriach selbst ist die Stimmung vor allem geprägt vom großen Zusammenhalt der Menschen untereinander. Jeder hilft jedem. Die Schäden sind enorm. Von den 600 Häusern sind bei 244, teilweise schwere, Schäden gemeldet worden. "Menschen, die ihr ganzes Leben etwas aufgebaut haben, stehen plötzlich vor dem Nichts", berichtet  Bürgermeister Ebner.

Ein Gehöft in der Gemeinde Arriach ist auch sieben Tage nach dem Unwetter noch nicht erreichbar. Doch die Einsatzkräfte sind zuversichtlich, dass auch diese Zufahrt noch am Mittwoch befahrbar gemacht werden kann.

Der Weg nach Arriach _ Geröll und Zerstörung wohin man blickt
Der Weg nach Arriach _ Geröll und Zerstörung wohin man blickt © Felizitas Steiner

Zivilschutzalarm aufgehoben

Nachdem am Mittwoch der Verkehr für die Bevölkerung von und nach Arriach über Himmelberg wieder möglich sein wird, wurde Dienstagabend gegen 19 Uhr auch der Zivilschutzalarm für Arriach aufgehoben. "Weil Arriach nun wieder sicher erreichbar ist, hat sich Bürgermeister Gerald Ebner dazu entschlossen, den Zivilschutzalarm, den er auch erlassen hat, für seine Gemeinde wieder aufzuheben", erklärte der Bezirkshauptmann von Villach-Land, Bernd Riepan gegenüber der Kleinen Zeitung.

Die Regenfälle in der Nacht auf Dienstag haben zu keiner Verschärfung der Situation im Krisengebiet geführt. Der Katastrophenschutzzug war heute mit 130 Mann im Einsatz. "Primär sollen die gröbsten Schadstellen in Häusern, Kellern und Garagen beseitigt werden. Parallel wird an der Herstellung der Infrastruktur gearbeitet", sagt Riepan.

Keine Ausflüge nach Arriach

Die Landesstraße von Himmelberg nach Arriach wird am Mittwoch ab 7.00 Uhr für den privaten Anrainerverkehr freigegeben. "Auch wenn die Landesstraße nun mit Privatfahrzeugen befahrbar ist, ersuchen wir die Bevölkerung, von Ausflügen in diese Region Abstand zu nehmen", betont Riepan und verweist erneut darauf, dass abseits der befestigten Straßen noch immer Gefahr für Leib und Leben besteht. In der Gegenrichtung Treffen – Arriach werden am Dienstag detaillierte Besichtigungen an den Straßen und Brücken vorgenommen. Besonders betroffen sind die Landesstraßen nach Dreihof und Buchholz und ein Straßenabschnitt unmittelbar vor der Einmündung in die Bundesstraße nach Afritz. "Ziel ist, die Erreichbarkeit der Ortschaften herzustellen. Aufgrund der Beschädigungen wird eine Behelfsbrücke durch die Pioniere errichtet werden müssen", berichtet Volker Bidmon, Leiter der Abteilung Straßen und Brücken des Landes Kärnten.

"Die Mitarbeiter der Straßenbauabteilung haben hier in den letzten Tagen einen großartigen Job gemacht. Denn es musste nicht nur die Straße geräumt und gesichert werden, sondern auch der Bach teilweise verlegt werden", sagt Straßenbaureferent Martin Gruber (ÖVP).

Infoveranstaltung für Betroffene

Im Krisenstab wurde festgelegt, dass die ursprünglich für Mittwoch um 18 Uhr anberaumte Bürgerinformation in der Gemeinde Treffen auf Donnerstag 7. Juli 2022 (18 Uhr) verlegt wird. Anstatt im EduCARE Hotel wird die Veranstaltung nun im Glock Horse Performance Center, Gaston Glock Straße 8, 9521 Treffen am Ossiacher See, stattfinden.

Katastrophenschutzreferent LR Daniel Fellner: "Es ist mir ein persönliches Anliegen sicherzustellen, dass auch jede Bürgerin und jeder Bürger persönlich an der Informationsveranstaltung teilnehmen kann. Aufgrund des enormen Interesses in der Bevölkerung haben wir uns deshalb entschieden, die Veranstaltung in das weitaus größere Glock Horse Performance Center zu verlegen". Die Teilnehmer werden über die Fortschritte bei den Instandsetzungsarbeiten informiert und es einen Überblick über die Hilfsmöglichkeiten geben.

Bürgermeister Klaus Glanznig verweist darauf, dass in den betroffenen Ortsteilen der Gemeinde Treffen rund 2.300 Haushalte gemeldet sind. "Wir rechnen daher mit einem großen Interesse an der Informationsveranstaltung. Ich möchte mich bei der Familie Glock bedanken, dass sie uns unbürokratisch das Reitsportcenter für die Veranstaltung zur Verfügung stellt“, sagt Glanznig. Um die Verkehrsbelastung rund um das Veranstaltungsgelände zu reduzieren, wird die Bevölkerung ersucht, Fahrgemeinschaften zu bilden. 

Patienten sind immer versorgt

Für den Fall, dass die Flugrettung aufgrund der Sichtverhältnisse in den Nachtstunden nicht abheben kann, wurde gemeinsam mit dem Österreichischen Bundesheer eine Transportmöglichkeit für besonders entlegene Gebiete in der Gemeinde Arriach eingerichtet. "Im Notfall wird ein ziviler Sanitäter oder der Notarzt mit einem geländegängigen Sanitätsfahrzeug zu dem Patienten gebracht. Der Patient wird anschließend an einem zuvor vereinbarten Treffpunkt den zivilen Rettungskräften für den Weitertransport übergeben", sagt Stabsleiter Thomas Enenkel und verweist darauf, dass die medizinische Versorgung der Zivilbevölkerung stets oberste Priorität hat.

Waffenfunde bei Polizei melden!

In den vergangenen Tagen haben sich immer wieder Menschen bei der Polizei gemeldet, die angespülte Gegenstände gefunden haben. Die Bevölkerung wird ersucht, die Gegenstände sicher zu verwahren und den Fund bei der Gemeinde zu melden. Lediglich Waffenfunde müssen direkt bei der zuständigen Polizeidienststelle gemeldet werden.

Arbeiten dauern noch viele Wochen

Im Bereich zwischen Hundsdorf und der Abzweigung nach Arriach weist die Teuchen Straße (L 46) jedoch größere Schäden auf, sodass hier erst zum Ferienende mit einer allgemeinen Verkehrsfreigabe zu rechnen ist. Für den Abschnitt der sogenannten "Arriacher Klamm", in welchem die Fahrbahn teilweise weggerissen wurde, kann derzeit überhaupt noch keine zeitliche Einschätzung für die Sanierungsarbeiten gemacht werden.

Eine zweite Verbindung nach Arriach soll über die Buchholzer Straße erfolgen. Die Begehungen am Wochenende haben ergeben, dass mehrere Hangsicherungen und Steinschlichtungen notwendig sind, um die Straße befahrbar zu machen. "Vorsichtig optimistisch gehen wir davon aus, dass diese Verbindung in Richtung Villach für die Arriacher Bevölkerung Mitte Juli funktionieren sollte", informiert Gruber.

Auch im Bereich Einöde entlang der B 98 laufen die Aufräumarbeiten. Zusätzlich werden gemeinsam mit dem Wasserbauhof Steinschlichtungen zur Regulierung des Afritzer Baches errichtet.

Mehr als 50 Mitarbeiter vor Ort

Am Montag hieß es noch, dass sowohl Arriach als auch der Bereich Einöde zumindest bis Donnerstag weiterhin nur mit Einsatzfahrzeugen erreichbar bliebe. Mehr als 50 Mitarbeiter von Straßenbauabteilung und Agrartechnik sind seit Tagen vor Ort, unterstützt werden sie vom österreichischen Bundesheer.