An fünf Tagen in Folge sind heuer zu Weihnachten die Arztpraxen geschlossen. Denn auf den Heiligen Abend und die beiden Weihnachtsfeiertage folgt direkt ein Wochenende. Wer in dieser Zeit krank wird, greift oft auf den hausärztlichen Bereitschaftsdienst zurück. In Kärnten sind diese Dienste laut Ärztekammer heuer zu Weihnachten zu rund 70 und zu Silvester zu rund 75 Prozent besetzt - wobei es bis zum letzten Tag noch zu Nachnennungen kommen kann.

„Man muss dabei aber bedenken, dass Kärnten in 39 Dienstsprengel aufgeteilt ist. Das heißt, diese Sprengel liegen teilweise nicht weit voneinander entfernt und oft hilft auch der Arzt im Nachbarsprengel aus“, sagt Klaus Mitterdorfer, Direktor der Ärztekammer Kärnten. Darüber hinaus müsse man unterscheiden zwischen Notfall und anderen medizinischen Behandlungen. Denn während bei Notfällen das Rote Kreuz und der Notarzt mit Rettungswagen oder Hubschrauber zum Einsatz kommen, gibt es bei anderen Fällen den hausärztlichen Bereitschaftsdienst, den mobilen Dienst des Arbeiter-Samariterbundes während der Feiertage oder die Gesundheitshotline 1450.

Neue Telemedizin

Dort wird nun eine Neuerung eingeführt, um etwa medizinische Anfragen abdecken zu können, die nicht zwingend einen Besuch beim Arzt erfordern. Künftig hat man an Sonn- und Feiertagen unter der Nummer 1450 (ohne Vorwahl) die Möglichkeit, einen Allgemeinmediziner zu kontaktieren. Dieser kann via Telemedizin - also Telefon oder Videotelefonie - Patienten beraten.

„Gerade rund um die Feiertage sind viele Menschen unsicher, wohin sie sich mit gesundheitlichen Beschwerden wenden sollen. Unser klares Ziel ist: rasche Hilfe am richtigen Ort – und unnötige Ambulanzbesuche vermeiden“, sagt Kärntens Gesundheitslandesrätin Beate Prettner (SPÖ). Das neue Telemedizin-Angebot wird als Pilotprojekt gestartet und soll in einer ersten Phase drei Monate lang angeboten werden.

Die Anrufe werden zunächst von diplomiertem Gesundheits- und Krankenpflegepersonal entgegengenommen, das anhand eines medizinischen Abfragebaums beurteilt, ob eine ärztliche Expertise notwendig ist. „Die ärztliche Konsultation wird dann zugeschaltet, wenn sie medizinisch sinnvoll ist“, so Prettner: „Nicht jede Beschwerde braucht sofort einen Besuch im Krankenhaus. Über 1450 erhält man eine professionelle Einschätzung – und bei Bedarf auch ärztliche Beratung per Telefon oder Video.“ Auf diese Weise könnten bereits viele gesundheitliche Anliegen bereits geklärt werden.

In bestimmten Fällen sei aber zusätzlich ärztliche Expertise erforderlich, sagt Nicole Kordina, Projektleiterin und medizinische Leitung bei „Notruf Niederösterreich“, dem Kärntner Kooperationspartner der Gesundheitshotline: „Durch die Kombination aus telefonischer und videobasierter Telemedizin können Ärztinnen und Ärzte diese Beratung direkt übernehmen und den Menschen rasch und unkompliziert weiterhelfen.“

Besonders häufig würden Menschen wegen Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen anrufen, heißt es aus dem Büro Prettner. Aber auch, wenn jemand zum Beispiel bei einer Verkühlung schmerzstillende oder entzündungshemmende Medikamente einnehmen möchte, aber unsicher ist, ob Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, die man regelmäßig einnimmt, auftreten können, könne dieser Dienst helfen.

Mobiler Dienst unterstützt Hausärzte

Als Unterstützung für den hausärztlichen Bereitschaftsdienst steht zu den Feiertagen auch heuer wieder der mobile Dienst des Arbeiter-Samariterbundes zur Verfügung, finanziert durch das Land und die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK. „Im Vorjahr ist dieser mobile Dienst zwischen Weihnachten und 6. Jänner zu etwa 70 bis 100 Visiten ausgefahren, das ist relativ viel“, sagt Mitterdorfer. Da dieser Dienst in Villach stationiert ist, erreiche man vor allem jenes Gebiet, in dem die Dienste nicht ausreichend besetzt werden konnten, gut, heißt es aus dem Büro von Prettner. Grundsätzlich wird erwartet, dass heuer aufgrund der relativ lange geschlossenen Arztpraxen in Kombination mit der kalten Jahreszeit und der Grippesaison bei den Ärzten im Bereitschaftsdienst ebenso wie beim mobilen Dienst viel los sein werde, meint Mitterdorfer.

Aus Covid-Visitendienst entstanden

Der mobile Dienst besteht aus einem Fahrzeug mit Fahrer vom Samariterbund und einem Arzt. Bereits in der Vergangenheit habe das sehr gut funktioniert, heißt es aus dem Büro Prettner: „Dieser mobile Dienst ist aus dem einstigen Covid-Visitendienst heraus entstanden.“ Üblicherweise genüge es, wenn ein Fahrzeug pro Tag jeweils von 8 bis 18 Uhr im Einsatz stehe, bei größeren Versorgungslücken standen auch schon einmal zwei Fahrzeuge im Einsatz. Darüber hinaus steht die Erstversorgungsambulanz (EVA) im LKH Villach über die Feiertage für die Versorgung von Nicht-Notfällen zur Verfügung. Prettner: „Die EVA hilft außerhalb der üblichen Ordinationszeiten mit, unsere Krankenhäuser zu entlasten.“