Der Winter naht und damit auch die unangenehmste und gefährlichste Zeit für obdachlose Menschen. Die Caritas Kärnten startet daher am 1. November mit dem Kältetelefon wieder ihre Winternothilfe für obdachlose Menschen. Doch die Hilfsorganisation braucht selbst Hilfe.

Paradoxe Situation für Caritas

Caritasdirektor Ernst Sandriesser wendet sich daher mit einem dramatischen Appell an die Bevölkerung: „Die Not wächst, während die Mittel schrumpfen. Bitte unterstützen Sie uns, damit wir unser Hilfsangebot aufrechterhalten können!“

Die Caritas Kärnten steht nämlich vor einer paradoxen Situation: Während die Not in der Gesellschaft wächst, schrumpfen die Mittel. Die steigenden Kosten für Miete, Energie und Mitarbeiter sowie rückläufige Spenden und stagnierende öffentliche Mittel bringen die Caritas zunehmend an ihre Grenzen. Sandriesser warnt eindringlich: „Wir sind Tag für Tag für Menschen in Not da. Für Männer und Frauen, die alles verloren und keine Wohnung mehr haben. Keine Sicherheit. Keine Perspektive. Wir helfen, solange wir können, aber es wird finanziell leider immer enger.“

Ernst Sandriesser: „Wir helfen, solange wir können, aber es wird finanziell leider immer enger.“
Ernst Sandriesser: „Wir helfen, solange wir können, aber es wird finanziell leider immer enger.“ © Johannes Leitner

Obwohl die Not steigt, muss das Angebot gekürzt werden. So gibt es auf dem Privatmarkt keinen leistbaren Wohnraum für Menschen mit geringem Einkommen mehr. So müssen obdachlose Männer und Frauen zusehends viel länger als die geplanten 90 Tage in der Notschlafstelle der Caritas verweilen. Aufgrund der Teuerung kommen auch immer mehr Menschen in die Wohnungslosentagesstätte Eggerheim, um hier die – oft einzige – warme Mahlzeit des Tages einzunehmen.

„Ein Anruf kann Leben retten“

Trotz dieser Herausforderungen startet am 1. November erneut ihre Winternothilfe für obdachlose Menschen. Bürger können beim bewährten Kältetelefon unter der Nummer 0463/39 60 60 täglich von 18 bis 6 Uhr Hinweise auf Menschen geben, die bei eisigen Temperaturen im Freien schlafen. Denn: „Eine kalte Winternacht kann tödlich enden, ein einziger Anruf Leben retten“, betont Katrin Starc, Fachbereichsleiterin der Wohnungslosenhilfe der Caritas Kärnten.

Katrin Starc: „Eine kalte Winternacht kann tödlich enden, ein einziger Anruf Leben retten.“
Katrin Starc: „Eine kalte Winternacht kann tödlich enden, ein einziger Anruf Leben retten.“ © Johannes Leiter

Sie bittet, bei medizinischen Notfällen ausnahmslos die Nummer der Rettung – 144 – zu wählen. Am Kältetelefon beraten Mitarbeitende der Notschlafstelle und sieben freiwillige, speziell geschulte Mitarbeiter die Anrufenden über die weiteren Schritte. Wenn gewünscht, wird ein warmer Schlafplatz in der Caritas-Notschlafstelle angeboten oder ein anderes Notquartier vermittelt.

Caritas hilft in großer Not

Wie lebensverändernd die Wohnungslosenhilfe der Caritas sein kann, zeigt das Beispiel von Herrn P.: Nach dem Ende einer langjährigen Beziehung verlor er seine Wohnung und bald auch seinen Job. Er hatte keine Meldeadresse mehr und auch kein Einkommen. Wochenlang schlief er im Wald. „Ich bin in ein großes Loch gefallen“, sagt er. Erst als er vom Eggerheim, der Wohnungslosentagesstätte der Caritas in Klagenfurt, hörte, schöpfte er neuen Mut.

Heute arbeitet Herr P. gemeinsam mit dem Sozialarbeits-Team an seiner finanziellen und wohnlichen Stabilisierung, hat wieder eine Meldeadresse, lässt sich im Eggerheim seine Mittel verwalten und kommt zum Wäschewaschen, Duschen und mit Weggefährten zum Plaudern hierher. In der angeschlossenen Notschlafstelle findet er ein warmes Bett und eine warme Mahlzeit. Herr P. sagt dankbar: „Wenn man nichts hat, lernt man es sehr zu schätzen, dass einem ein warmes Essen und eine Jause zur Verfügung gestellt werden.“

Damit die Caritas Kärnten auch in Zukunft Menschen wie Herrn P. helfen kann, braucht sie dringend Unterstützung. Caritasdirektor Sandriesser dankt den Kärntnerinnen und Kärntnern für die bisherige Hilfe und bittet sie, weiterhin aktiv zu bleiben. Denn: „Dass wir bei steigender Not die Winteröffnungszeiten im Eggerheim kürzen müssen, ist eine Katastrophe. Wir glauben jedoch an die Kraft der Gemeinschaft. Gerade in schwierigen Zeiten ist es wichtig, dass wir zusammenhalten. Schenken Sie obdachlosen Menschen Wärme und Hoffnung.“