Die Einstellung, wie die sieben Personen an ihre Tour herangegangen waren, macht die Einsatzkräfte sprachlos. Ebenso wie sie ausgerüstet waren. „Die Tour haben sie im Internet gefunden und sie sind auf das gerade Wohl los“, schildert einer von zwei Alpinpolizisten, die im Einsatz gestanden waren. Anstatt mit Tourenski, wie es sich für eine hochalpine Tour gehört, waren sie mit Schneeschuhen unterwegs. Doch alles von Anfang an.
Gleich zwei Bergsteigergruppen waren am Freitag unabhängig voneinander vom Matreier Tauernhaus in Richtung Innergschlöß aufgebrochen. Die sieben Alpinisten - drei Frauen (42, 50, 51) und ein Mann (48) aus Tschechien sowie zwei Frauen (27, 28) und ein Mann (28) mit chinesischer Staatsbürgerschaft, die nahe München leben - wollten im Bereich der Neuen Prager Hütte übernachten und am nächsten Morgen den Gipfel des Großvenedigers besteigen. Sie machten sich zudem auf, ohne einen Blick auf die Wettervorhersage zu werfen.
Während sie unterwegs waren, hatte sich das Wetter ab dem frühen Nachmittag massiv verschlechtert. Beide Gruppen waren in Zeitverzug gekommen. Die tschechische Gruppe erreichte erst gegen 18 Uhr das Notbiwak an der alten Materialseilbahn und setzte in der Folge einen Notruf ab. Die Rettungsmannschaft machte sich auf und es wurde telefonisch Kontakt mit den Personen aufgenommen. Da die Alpinisten erschöpft, aber unverletzt waren, wurde eine Übernachtung im Notbiwak und eine Bergung in den Morgenstunden vereinbart.
Telefonisch in Kontakt
Kurz vor 20 Uhr erreichten die Chinesen völlig erschöpft und bei starkem Nebel die Alte Prager Hütte. Da hier eine Übernachtung im Notbiwak nicht möglich war, setzte auch diese Gruppe den Notruf ab. Die Bergrettung startete einen weiteren Bergeversuch, musste diesen aber aufgrund der widrigen Wetterverhältnisse abbrechen.
Das Trio wurde in das rund 300 Meter Luftlinie entfernte Notbiwak der tschechischen Gruppe gelotst, wo es gegen 23 Uhr eintraf und auch die Nacht verbrachte. Ein Alpinpolizist stand in ständigem telefonischen Kontakt mit den Gruppenmitgliedern. Die Temperaturen lagen unter null Grad.
Dichter Nebel
Samstagmorgen wurde der nächste Versuch gestartet, die beiden Gruppen zu bergen. Mittels Polizeihubschrauber wurden drei Bergretter und ein Alpinpolizist über die Salzburger Seite hinaufgebracht und über der Nebelgrenze abgesetzt. „Die sieben Personen steckten im dichten Nebel“, so der Polizist der Polizeiinspektion Matrei.
Das Quartett begab sich in der Folge zu den erschöpften Personen. Doch die Bergung lief nicht so vonstatten, wie man es geplant hatte. „Ein Mann hatte einen Schneeschuh beim Aufstieg verloren. Eine Frau hatte von Anfang an keine Schneeschuhe bei sich und ist ganz ohne Hilfsmittel aufgestiegen“, sagt der Polizist. Die Einsatzkräfte mussten weiters feststellen, dass niemand ein Lawinenverschüttetensuchgerät bei sich hatte - nicht einmal mit Sonde und Schaufel waren sie ausgerüstet. Da ein Abstieg ohne Notfallausrüstung in dem Gebiet mit Lawinengefahr zu gefährlich war, mussten weitere Bergretter und ein weiterer Alpinpolizist samt Notfallausrüstung mit dem Hubschrauber nach oben geflogen werden.
Schließlich konnten alle sieben Personen sicher absteigen. Als sich die Wetterlage am späten Nachmittag besserte, wurden die Alpinisten samt Rettungsmannschaft mit dem Polizeihubschrauber ins Tal geflogen.