Es ging durch alle Kärntner Medien. Oder vielleicht wäre „hüpfte“ passender, denn die Rede ist von „Mirko“, dem kleinen Känguru. Das Tier wurde vor wenigen Tagen im Bezirk Völkermarkt gesichtet, Tanja Preschern-Ramšak staunte nicht schlecht, als sie es auf dem Heimweg entdeckte. Mithilfe der Polizei konnte „Mirko“ nach ein paar Ausweichmanövern vom Vater seines Besitzers eingefangen werden.

Wie war dieser überhaupt zu dem Tier gekommen, das man eher am anderen Ende der Welt als in Edling vermuten würde? „Ich hab vor kurzem meinen 30. Geburtstag gehabt und meinen Firmenkollegen ist nichts Besseres eingefallen, als das Känguru zu kaufen. Da hab ich selbst blöd geschaut“, sagt der Besitzer gegenüber der Antenne Kärnten. „Zuerst habe ich eine Schachtel mit einem Bild von einem Känguru bekommen, aber dann haben sie mir das echte gezeigt. Sie dachten, ich hätte eh eine Landwirtschaft und Platz.“ Wie er ebenfalls erzählt, handelt es sich um ein Wallaby.

Kein Einzelgänger

Das Känguru als Geburtstagsüberraschung sorgt bei der Kärntner Tierschutzombudsfrau Jutta Wagner für Empörung: „Tiere sind keine Geschenke. Und Wildtiere erst recht nicht. Wie dumm kann man sein?“ Doch in diesem Fall stehe der Aufwand ja auch nicht dafür: „Die wollen 15 Jahre leben, sind soziale Tiere. Das kommt ja noch hinzu. Wenn ich richtig gesehen habe, ist es ein Bennett-Wallaby, die als Gruppe oder zumindest Paar gehalten werden müssen.“

Tierschutzombudsfrau Jutta Wagner
Tierschutzombudsfrau Jutta Wagner © LPD Kärnten/Helge Bauer

Der aktuelle Fall „Mirko“ ist für Manfred Müller, Amtstierarzt des Bezirks Völkermarkt, „vorne mit dabei, was exotische Tiere betrifft“. Der Veterinärmediziner musste sich allerdings schon mit Fragen zu einem Axolotl – ein mexikanischer Schwanzlurch, der aufgrund seines „lächelnden“ Gesichts immer beliebter wird – auseinandersetzen. „Woher man eines bekommt und wie man es hält. Auch gibt es immer wieder Tiere, die aktuell modern sind. Im Moment zum Beispiel Nacktkatzen.“ Das Edlinger Känguru fällt in seinen Zuständigkeitsbereich, „ich muss ihn mir aber erst anschauen in den nächsten Tagen“, sagt Müller.

Känguru Mirko hatte die Helfer zuerst ordentlich auf Trab gehalten
Känguru Mirko hatte die Helfer zuerst ordentlich auf Trab gehalten © KLZ / Polizei Kärnten

Muss gemeldet werden

Dann wird auch kontrolliert, ob der Besitzer die nötigen Mindestanforderungen erfüllt und das Tier vorschriftsmäßig gemeldet hat. „Das muss zwei Wochen vor der Aufnahme bei der Bezirkshauptmannschaft passieren.“ Genau heißt es im österreichischen Tierschutzgesetz: „Es besteht eine Meldepflicht für die Haltung eines Wildtieres mit besonderen Ansprüchen an deren Haltung binnen 14 Tagen bei der zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde (unter Angabe von Name, Anschrift des Halters, Art und Höchstzahl der gehaltenen Tiere).“ Diese Meldepflicht gilt für alle Arten der Reptilien, für alle Arten der Lurche, für Fische, die in Freiheit mehr als einen Meter lang werden, für fast alle Wildtierarten der Säugetiere und für fast alle Wildtierarten der Vögel.

Zudem steht im Tierschutzgesetz, dass manche Vogelarten gekennzeichnet werden müssen, Papageien nicht alleine gehalten werden dürfen und bei Reptilien die notwendigen Kenntnisse über die essenziellen Bedürfnisse der speziellen Art als Voraussetzung für deren Haltung gelten.

Quarantäne möglich

Weitere Hürden gibt es bei der Einreise der Tiere. „Wir wollen ja keine exotischen Tierseuchen einschleppen. Je nachdem, woher es kommt, kann es auch sein, dass es erst in Quarantäne muss“, sagt Müller. Innerhalb Europas sei es etwas einfacher. „Der Versandort muss auch bestätigen, dass das Tier seuchenfrei ist.“

Grundsätzlich und theoretisch könnte man also viele Tiere halten, wenn man die Auflagen erfüllen kann. Trotzdem sind einige – und das auch nur nach einem langen, aufwändigen Verfahren – Zoos und Tierparks vorbehalten. „Giftschlangen, Primaten, Raubkatzen, generell gefährliche Tiere dürfen von Privatpersonen gar nicht gehalten werden“, erklärt Wagner. Einer der diesbezüglich ungewöhnlichsten Fälle, welcher der Tierschutzombudsfrau untergekommen ist, war ein „Kaiman (Unterfamilie der Alligatoren) in der Badewanne. Das geht natürlich gar nicht“.