Die Öffnung der Skigebiete im heurigen Corona-Winter ist europaweit höchst umstritten. Österreich ist nicht das einzige Land, dass seine Skilifte heuer in Betrieb gehen lassen will - auch Tschechien und Slowenien wollen aufsperren, schreiben die "Salzburger Nachrichten" (Freitag). In der Schweiz ist schon offen. Italien und Deutschland stemmen sich dagegen. Sie befürchten ein Emporschnellen der Infektionszahlen durch Menschenansammlungen in den Gondeln und bei den Liften.

Die deutsche Angela Merkel (CDU) will alle Skigebiete in Europa schließen, um die Ausbreitung der Coronaviruspandemie in den Griff zu bekommen. Dieselbe Linie vertreten Italien und Frankreich. Und auch Ungarns Premier Viktor Orban ersuchte die Ungarn am Freitag im staatlichen Rundfunk, keine ausländischen Unterkünfte für Skiurlaub zu buchen. Man könne freilich niemanden einsperren, doch bei der Rückkehr seien strenge Kontrollen und Quarantäne zu erwarten, so der Staatschef. Die erste Coronawelle sei "erwiesenermaßen in mehren Ländern mit Skiurlaub verbunden gewesen - deswegen wird es strenge Regelungen geben".

Auch Spanien will öffnen

Neben Österreich haben auch andere europäische Länder keine Freude mit einem europaweiten Ski-Lockdown. Die Liste beginnt mit der Schweiz, wo die Skigebiete bereits geöffnet sind, und reicht über Tschechien und Slowenien bis nach Spanien.

Österreich will seine Skigebiete jedenfalls öffnen, wenn es die Infektionszahlen zulassen - dafür brauche es keine Absprache mit anderen Ländern, heißt es von Regierungsseite. So wie schon im Sommer gebe es hierzulande auch für den Wintertourismus umfassende Präventions- und Sicherheitskonzepte.

Après-Ski, wie man es bisher kannte, wird es demnach nicht geben. Die Konsumation von Speisen und Getränken darf auch im Freien nur im Sitzen konsumiert werden. Beim Anstellen an den Seilbahnen und in der Gastronomie muss ein Mindestabstand von einem Meter eingehalten werden. Darüber hinaus ist in Gondeln und Lokalen das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes verpflichtend. Höchstzahlen für die Personen pro Gondel sind keine vorgegeben - die Seilbahnen gelten als öffentliche Verkehrsmittel, es gelten dieselben Vorschriften wie etwa in der Wiener U-Bahn.

Auch der österreichische Marktforscher Manova aus Graz beschäftigte sich laut "SN" schon im Mai mit der Möglichkeit geschlossener Skilifte. Im Rahmen einer Umfrage wollte man wissen: "Was wäre, wenn es kein Skifahren gäbe, würden Sie dann kommen?" Das Ergebnis: "Da bleibt maximal ein Viertel der Skifahrer übrig", erklärt Manova-Chef Klaus Grabler. Zusatzangebote wie Schneeschuhwandern würden meist im Rahmen des Skiurlaubs konsumiert. "Hauptmotivation für einen Winterurlaub ist nach wie vor das Skifahren." In Österreich gibt es der Zeitung zufolge knapp drei Millionen Skifahrer, in Deutschland elf Millionen.