Truppen der in Myanmar regierenden Junta haben auf einen Hilfskonvoi des Chinesischen Roten Kreuzes Warnschüsse abgefeuert. Die Helfer sind nach dem schweren Erdbeben vom Freitag im Einsatz. Der Konvoi habe die Anweisung des Militärs, in einer Konfliktzone anzuhalten, nicht befolgt, sagte ein Sprecher der Junta, Zaw Min Tun, am Mittwoch. Der Vorfall habe sich am Dienstagabend ereignet.

Min zufolge hatte das Chinesische Rote Kreuz weder Myanmars Regierung noch die Botschaft in Peking über seine Anwesenheit in dem Gebiet informiert. Das chinesische Außenministerium ließ später wissen: Das Helferteam sei in Sicherheit. „Es ist notwendig, dass die Transportrouten für die Rettungsarbeiten offen bleiben“, betonte dessen Sprecher, Guo Jiakun.

China hoffe, „dass alle Beteiligten in Myanmar den Rettungsarbeiten nach dem Erdbeben Vorrang einräumen und die Sicherheit der Helfer, ihrer Ausrüstung und der Hilfsgüter aus China und anderen Ländern sicherstellen“, so Gou auf einer Pressekonferenz in Peking.

Trotz Erdbeben stoppt Junta Angriffe im Bürgerkrieg nicht

Das Erdbeben der Stärke 7,7 hatte sich am Freitag 16 Kilometer nordwestlich der myanmarischen Stadt Sagaing ereignet. Fünf Tage nach den verheerenden Erdstößen steigen die Opferzahlen weiter. Nach Angaben von Staatsmedien am Mittwoch hat die Zahl der Toten inzwischen 2.886 erreicht. Zudem gebe es 4.639 Verletzte, 373 Personen würden vermisst. Doch es gibt auch vereinzelt gute Nachrichten aus dem Katastrophengebiet: So wurde eine 63-jährige Frau in der Hauptstadt Naypyidaw nach mehr als 90 Stunden lebend aus den Trümmern geborgen.

Das Land am Golf von Bengalen leidet seit vier Jahren unter einem Bürgerkrieg, der mit der Machtübernahme der Junta einsetzte. Das Militär hatte im Februar 2021 die mit großer Mehrheit gewählte Regierung von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi gestürzt und die Macht nach einem rund zehnjährigen Demokratisierungsprozess wieder allein an sich gerissen. Die Volksstreitkräfte der oppositionellen Nationalen Einheitsregierung und verschiedene ethnische Gruppen bekämpfen die Militärjunta.

Junta lehnte Waffenruhe ab

Unterdessen wächst die Kritik an der Junta, die das frühere Burma seit einem Putsch Anfang 2021 mit brutaler Härte regiert. Die Generäle sind in dem Vielvölkerstaat im Krieg mit der eigenen Bevölkerung und flogen Berichten zufolge auch nach dem Erdbeben weiter Luftangriffe auf Widerstandsgruppen, bei denen Dutzende starben. Auf einen Hilfskonvoi des Chinesischen Roten Kreuzes wurden zudem Warnschüsse abgefeuert, weil dieser in einer Konfliktzone nicht angehalten hatte.

Mehrere wichtige Widerstandsgruppen sowie die NUG, eine Schattenregierung, die sich nach dem Putsch von 2021 als demokratische Alternative zur Junta bildete, kündigten eine einmonatige Waffenruhe an. Dies soll den lokalen und internationalen Einsatzteams erlauben, angstfrei im Erdbebengebiet zu arbeiten. Junta-Chef Min Aung Hlaing lehnte es aber ab, im Gegenzug die Angriffe der Armee einzustellen. Er warf den Gruppen vor, in dieser Zeit Militärübungen durchführen zu wollen und sich auf künftige Angriffe vorzubereiten.

Vorbereitungen auf Neujahrsfest

Gleichzeitig lehnte es die Junta ab, trotz der verzweifelten Lage in den Erdbebenregionen die Feierlichkeiten zum Thingyan-Fest - dem Neujahrsfest - abzusagen. Es findet in diesem Jahr vom 13. bis 16. April statt und ist auch als Wasserfest bekannt. Thingyan markiert den Beginn des myanmarischen Mondkalenders und gilt als wichtigstes Fest des Landes. „Sie tun mehr für die Fest-Vorbereitungen als für die Erdbebenopfer“, sagte ein Bürger aus Naypyidaw.