Nach dem Zusammenstoß von zwei Frachtschiffen in der Nordsee bei Helgoland ist die Suche nach vier vermissten Seeleuten eingestellt worden. Das sagte ein Sprecher des Havariekommandos in Cuxhaven Mittwochfrüh. Die Wetterbedingungen hätten sich in der Nacht leicht verschlechtert. Zwei Seeleute der "Verity" waren nach dem Zusammenstoß mit dem Frachter "Polesie" gerettet worden. Ein Seemann wurde tot geborgen. Die 22 Besatzungsmitglieder der "Polesie" blieben unverletzt.

Der Unfall ereignete sich Dienstagfrüh rund 22 Kilometer südwestlich der Hochseeinsel Helgoland und 31 Kilometer nordöstlich der ostfriesischen Insel Langeoog. Wie es dazu kam, ist weiterhin unklar. Mehrere Seenotrettungskreuzer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) und weitere Behördenschiffe suchten nach den Vermissten.

„Verity“ nach Kollision gesunken

Die unter der Flagge Großbritanniens fahrende 91 Meter lange "Verity" hatte laut dem Havariekommando Stahlcoils geladen, Rollen aus großen Blechen. Das Schiff der britisch-niederländischen Reederei Faversham Ships war auf dem Weg von Bremen nach Immingham, einem Hafen an der englischen Nordseeküste. Die Rettungskräfte gehen davon aus, dass die „Verity“ infolge der Kollision gesunken ist.

Der andere Frachter, die mit 190 Metern Länge größere "Polesie", war unter der Flagge der Bahamas auf dem Weg von Hamburg nach La Coruña in Spanien unterwegs. Er konnte aus eigener Kraft nach Cuxhaven zurückkehren.

Der Frachter „Polesie“ gehört zur polnischen Reederei Polsteam Group, die ihren Sitz in Stettin (Szczecin) hat. Dieses Schiff ist 190 Meter lang und 28,5 Meter breit – also deutlich größer als die „Verity“. Es wurde 2009 in China gebaut und fährt unter der Flagge der Bahamas. Es war seit Montagabend auf dem Weg von Hamburg nach La Coruña in Nordwestspanien.

Geringe Sichtweite

An der Küste war das Wetter am Dienstagmorgen diesig, die Sichtweite etwa von den Ostfriesischen Inseln auf die Nordsee gering. Laut dem Havariekommando herrschten in dem Seegebiet an der Unglücksstelle Windstärke sechs und Wellengang mit bis zu drei Metern.

Havariekommando leitet Einsatz

Das Havariekommando in Cuxhaven übernahm die Gesamteinsatzleitung. Die Behörde ist in Deutschland für die maritime Notfallvorsorge und das Unfallmanagement auf Nord- und Ostsee zuständig. Es ist eine gemeinsame Einrichtung des Bundes und der fünf norddeutschen Bundesländer. Bei Unfällen auf der Nord- und Ostsee plant und organisiert es Hilfe etwa für Verletzte, bei Verunreinigungen durch Schadstoffe und bei Bränden.

Das Unglück auf der Nordsee ereignete sich fast auf den Tag genau 25 Jahre nach einem der größten Schiffsunglücke in der deutschen Geschichte. Am 25. Oktober 1998 war der italienische Holzfrachter „Pallas“ auf dem Weg von Schweden nach Marokko, als die Holzladung vor der dänischen Nordseeküste in Brand geriet. Das Schiff trieb führerlos in deutsche Gewässer und strandete vor der Insel Amrum. Es kam zu einer großen Ölverschmutzung, in deren Folge viele Vögel starben.