Durchaus "menschliche Züge" zeigen die Tiere im Wolfsforschungszentrum (WSC) in Ernstbrunn. Auf dem Areal in den Leiser Bergen im Weinviertel ist am Mittwoch ein Laufband präsentiert worden, das von Wölfen gleichermaßen wie von Hunden genützt wird, wusste Verhaltensforscher Kurt Kotrschal nicht nur zu berichten, sondern gleich auch zu demonstrieren.
"Wir ticken ähnlich"
Es gebe "kein Tier, das uns ähnlicher ist als der Wolf", betonte der Experte. "Wir ticken ähnlich." Dass dem so ist, zeigte sich am "längsten Laufband der Welt", das seit 2012 im Besitz des WSC ist. Sowohl die Hündin "Binti" als auch der siebenjährige Wolf "Kaspar", Anführer des schwarzen Rudels im WSC, zeigten, wie man "auf vier Beinen joggt".
Das Laufband, Prototyp einer Firma aus Kiel für "experimentelle Arbeit mit Wölfen und Hunden", ist zehn Meter lang und 2,5 Meter breit, bis zu 40 km/h schnell und wird von einem 46kw-Motor angetrieben. Die Kosten bezifferte Kotrschal mit 140.000 Euro. Die Finanzierung wurde großteils von der Universität Wien getragen, mit der die "potente Forschungsstelle" im Weinviertel ebenso wie mit der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Vetmeduni) zusammenarbeitet.
Tiere werden ans Laufband gewöhnt
Die Idee des Laufbandes habe er schon vor etwa 15 Jahren gehabt, sei damals jedoch abgeblitzt, erzählte der Verhaltensforscher. Was nun in Ernstbrunn geschehe, sei "freiwillige Kooperation". Denn, so Kotrschal ganz unwissenschaftlich: "Wenn es dem Wolf keinen Spaß macht, geht er nicht aufs Laufband. Punkt." Seit 2012 werden die Tiere nun einzeln daran gewöhnt. Angeleitet wurden und werden sie von Trainerinnen des WSC und von Kim Kortekaas aus den Niederlanden, Dissertantin an der Uni Wien.
Mit der Arbeit auf dem Laufband verfolgt das WSC drei Ziele: Weil die Tiere meist einen Brustgurt tragen, der ihre Herzschlagraten misst, sei es möglich, auf den Energieverbrauch während des Laufens rückzuschließen, ebenso auf mentale Prozesse. Es könne weiters beantwortet werden, welche Effekte das gemeinsame Laufen auf Herzschlagrate, Motivation und soziale Beziehungen hat. Schon bald sollen nämlich auch Gruppen von Tieren gemeinsam "joggen". Nicht zuletzt sei das Laufband eine gute Möglichkeit, Abwechslung in den Tagesablauf der zwölf Wölfe und 19 Hunde zu bringen.
Die Präsentation am Mittwoch sei "auch im eigenen Interesse" erfolgt, verwies Kotrschal auf die kostenintensive Arbeit im WSC. "Wir müssen 350.000 Euro jährlich auftreiben."