„Damit alles bleibt, wie es ist, muss sich alles ändern.“ Austrian Power Grid-Vorstand Gerhard Christiner lieh sich diesen berühmten Satz aus dem Roman „Der Leopard“, um klarzumachen, dass er die rettende Losung für eine sich rasant wandelnde Welt sein könnte. Die Kleine Zeitung lud zu einem aktuellen „Reden wir“-Event im Canon-Center Wien, mit hochkarätig besetztem Podium, um über „digitale Transformation“ zu sprechen.
Vor 30 Jahren, genau am 28. November 1995, ging die Webseite www.kleinezeitung.at online und damals waren jene Menschen, die digital arbeiteten, vergleichbar mit jenen heute, die sich auf KI spezialisieren: nämlich nicht einzuordnende Nerds. Als solchen bezeichnet sich auch Andreas Plamberger, er ist Head of Information Management bei Canon Austria. Und genau als solcher wünsche er sich, dass „wir menschlich das Match mit KI nicht verlieren, denn wir brauchen KI im Bereich der Sicherheit, wir brauchen sie in den Software-Lösungen, aber was wir auch brauchen, sind die menschlichen Beziehungen und das Vertrauen, dass wir gemeinsam an guten Lösungen für die Zukunft arbeiten wollen“, so Plamberger, der betonte, dass der Kern seines Geschäftes heute wie auch bei der Gründung von Canon 1937, das „Licht“ sei. Egal, ob in der Fotografie, dem Druck oder in medizinischen Geräten.
Moderator Mathias Pascottini hatte eine vielschichtige Runde zu Gast, eben auch APG-Vorstand Christiner, der dem „Leopard“-Zitat vom Beginn reales Unterfutter gab. „Wir orchestrieren das Gesamtsystem, um Blackouts, wie jüngst in Spanien, zu verhindern und ich sehe die Stromversorgung und die Sicherheit auch klar als Aufgabe für Europa als Kontinent, weil wir immer die Frage stellen: Wem vertraue ich?“, so der Netzsicherheits-Experte.
Check, Recheck, Doublecheck
Wie wichtig die Frage des Vertrauens in der digitalen Transformation auch für Medien ist, schilderte Sandra Mathelitsch, stellvertretende Digital Chefin der Kleinen Zeitung: „Heute ist es so einfach, falsche Bilder, falsche Videos und falsche Informationen zu verbreiten, dass wir als Medienhaus hier eine enorme Verantwortung haben zu zeigen, dass wir Informationen prüfen. Und zwar mehrfach. Deshalb kann es auch sein, dass manche Meldungen bei uns ein bisschen länger brauchen, bis sie online sind, weil wir eben recherchieren und prüfen. Wir sehen uns die Quelle an, wir ergänzen mit anderen Standpunkten und sorgen so dafür, dass sich unsere Userinnen und User ein eigenes Bild machen können“, so Mathelitsch, die betonte, dass all die technologischen Herausforderungen aber in erster Linie eine Chance seien. „Es ist eine tolle Möglichkeit, wenn wir Geschichten als Video, als Podcast darstellen können, wir erzählen Artikel auf TikTok anders, als in der Printzeitung, doch im Grunde ist unsere Aufgabe immer dieselbe: Es geht um Journalismus.“
Neben der Frage des Vertrauens bestimmte auch jene nach Sicherheit die Diskussion. Helmut Lackner, Vorstand der Österreichischen Staatsdruckerei, die „nicht Geld druckt“, wie Lackner ironisch vorausschickte, sondern Ausweissysteme und Identitäts-Sicherheitssysteme, wie jetzt auch die ID Austria, verantwortet: „Wir beschützen unsere Identität, denn es ist natürlich ein Wettlauf mit den Fälschern und hier bringt KI große Vorteile für uns, denn damit sichern wir uns ab.“ Lackner betonte auch, dass Österreich nicht so weit abseits stehe, wie oft behauptet werde. „Ich weigere mich, auf uns selbst mit so einem abwertenden Blick zu schauen. Wir sind in vielen Bereichen top, in der Forschung und auch in der Anwendung“, so Lackner.
Hier die gesamte Diskussion sehen
Doch trotzdem laufe nicht alles optimal in Österreich, wie Karin Sommer von der Wirtschaftskammer betonte. „Was wir brauchen, ist digitale Souveränität, doch derzeit sind wir in großen Abhängigkeiten. Wir haben viele Schritte verpasst und nicht so vorgelegt, wie etwa die USA und daher haben wir schon ein Thema auch unserer Infrastruktur. Doch was wir schon tun können, ist uns, von den Kindern bis zu den Älteren, neue Kompetenzen anzueignen, in Bildung zu investieren, denn unser Bedürfnis nach Transparenz und auch Regulierung ist schon auch gut.“ Und sie gab Lackner recht, nicht nur auf die Mängel zu blicken, denn „in der Forschung sind wir wirklich gut, aber in der Anwendung halt oft nicht.“
Ein Beispiel, das schön zeigte, wie der Mensch und die digitale Transformation gelingen kann, war eine Zusammenarbeit von Canon und der WKO. Der Auftrag war, bei der WKO-Wahlen insgesamt 60.000 Stimmzettel verlässlich auszulesen. „Das hat zwei Jahre gebraucht, bis wir technisch und menschlich so weit waren, aber dann gab es das Vertrauen und es hat auch in der Umsetzung funktioniert“, so Plamberger.