Im Fragenhagel fand sich gestern Kleine-Chefredakteur Oliver Pokorny wieder. Denn im Zuge der Tage der offenene Türe stand er zunächst Kulturredakteurin Ute Baumhackl und dann den Leserinnen und Lesern Rede und Antwort.

Für die meisten Leserinnen und Leser war die Veranstaltung das erste Aufeinandertreffen mit Pokorny, der im Juli das Ruder in der Redaktion übernommen hat. Neben seinen beruflichen Stationen, die ihn unter anderem als Geschäftsführer zu Antenne Steiermark und Kärnten, als internationaler Unternehmenssprecher zur Andritz AG und als Chefredakteur zur Steirer-Krone brachten, erfuhren die Gäste auch, dass er evangelisch ist, den Liegestuhl dem Mountainbike vorzieht und dass sein Herz im Fußball für den GAK schlägt.

Pokorny: „Ich bin eher Gestalter als Verwalter“

Auch auf die Frage, warum er sich die Funktion in einer zweifelsohne schwierigen Zeit für Medienhäuser antue, hatte er eine Antwort parat. „Ich bin eher Gestalter als Verwalter“, sagte er. Zugutekommt ihm dabei seine Erfahrung sowohl im Journalismus als auch im Management. Trotz der Herausforderung blickt er positiv in die Zukunft. „Die Kleine Zeitung hat das perfekte Fundament, aber die digitale Transformation ist ein sehr langer Weg, wir können uns nicht auf den Erfolgen ausruhen“, sagte er.

Zur Sprache kam auch das Thema Medienkompetenz oder besser gesagt ihr Verlust. „Es wird oft lamentiert, dass die Jungen nur mehr am Handy sind, aber es sind nicht die Kinder, denen die Medienkompetenz verloren gegangen ist, sondern den Eltern“, sagte Pokorny.

Zudem attestierte er der Gesellschaft eine schwindende Wertschätzung für die Funktion von Qualitätsmedien als Korrektiv der Exekutive und Legislative. „Das Pendel kommt trotzdem langsam, aber sicher, zurück. Wir können den Menschen all das geben, was sie in der digitalen Informationsflut nicht finden – Hintergrund, Einordnung, aber auch Ruhe“, sagte er.

Printausgabe als Oase der Ruhe

Damit sprach er auch darauf an, was die Printausgabe zukünftig sein soll. Nämlich eine Oase der Ruhe. Einen Umbruch wird es aber auch im Onlineauftritt geben, denn hier kündigte er einen Relaunch an.

Bei den Wortspenden der Leser drehte sich dann alles um das Forum der Kleinen Zeitung. „Ich finde es wichtig, dass man andere Meinungen akzeptieren kann, deshalb würde ich mir wünschen, dass man im Forum auch wieder Daumen nach unten geben kann und auch nach 22 Uhr zumindest noch Beiträge liken und vielleicht auch bis 23 Uhr schreiben kann“, sagte Leser Karl Zöch aus Trieben (Anm. aktuell ist das Forum von 22 bis 6 Uhr geschlossen).

Bei den Lesern drehte sich alles ums Forum und die Meinungsvielfalt

Anders sah das Leser Johann Zechner aus Graz: „Ich würde noch mehr Artikel für Kommentare sperren.“ Darauf Pokorny: „Wir haben uns dafür entschieden, die Kommentare bei den meisten Artikeln zuerst offenzulassen und sie dann bei allen Artikeln abzuschalten.“ Das geschieht nach 14 Tagen. Zudem äußerte Zechner den Wunsch, dass nur unter echtem Namen kommentiert werden kann. Ein Vorschlag, dem auch andere Leser einiges abgewinnen konnten.

Ebenfalls Thema war die gesellschaftliche Spaltung und der Einfluss von Medien darauf. „Wir versuchen, offen für alle zu sein. Was die Kleine Zeitung in den letzten Jahrzehnten besonders ausgezeichnet hat, ist ihr liberaler Umgang mit anderen Meinungen“, sagte Pokorny.