Während eine neue Studie zeigt, dass Lebensmittel in Österreich im Schnitt um rund 13 Prozent teurer sind als in Deutschland, weist der Handelsverband Kritik an starken Preisaufschlägen bei Lebensmitteln zurück. Die Preise seien zwar deutlich gestiegen, daran seien aber nicht die Lebensmittelhändler schuld, so Verbandsgeschäftsführer Rainer Will in einer Aussendung. Schuld seien vielmehr höhere Kosten für Energie, Finanzierung, Löhne und landwirtschaftliche Produkte.

Handlungsbedarf sieht der Handelsverband bei anderen Branchen. "Die Energieversorger haben die zuletzt stark gesunkenen Energiepreise an den Börsen bis heute weder an die Haushalte noch an die Handelsbetriebe weitergegeben", heißt es in dem Schreiben.

Zweistellige Gewinnmargen bei globalen Riesen

"Gerade internationale Markenartikelproduzenten, die zuletzt vielfach zweistellige Gewinnmargen realisiert haben, aber auch Molkereien und Bündelbetriebe aus der landwirtschaftlichen Produktion müssten zu einem klärenden Austausch zum Kontext der gegenwärtigen Situation eingeladen und einbezogen werden", führt der Handelsverband weiter aus.

Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) hatte am Montag angekündigt, dieser Tage Vertreter des Lebensmittelhandels zu einem Gespräch einladen zu wollen. Die hohen Preissteigerungen bei Lebensmitteln seien "nicht nachvollziehbar", so der Minister. Termin für das Treffen gibt es noch nicht, FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch meinte in einer Aussendung, die schwarz-grüne Regierung verspreche Entlastungen, die "nach ein paar medialen Ankündigungen sofort wieder wie Seifenblasen zerplatzen und dabei wird es auch bleiben".

Studie sieht "Grenzeffekt"

Der Handelsverband verweist auch auf eine Studie der Agenda Austria, wonach die Lebensmittelpreise in Österreich im Jahresabstand weniger stark gestiegen sind als in den meisten anderen EU-Ländern – der Preisanstieg um 14,6 Prozent bei Lebensmitteln war demnach deutlich geringer als etwa in Deutschland, aber auch weniger als in den Nachbarländern Ungarn, Slowakei, Tschechien oder Slowenien.

Mit Blick auf die absoluten Zahlen relativiert sich das Bild allerdings. Eine neue Studie des Centre for Economic Policy Research (CEPR) hat nachgewiesen, dass die Lebensmittelpreise in Österreich im Schnitt um rund 13 Prozent teurer sind als in Deutschland. Lässt man die etwa 14 Prozent aller Produkte außer acht, die in beiden Ländern gleich viel kosten, so liege der Aufschlag am häufigsten zwischen 15 und 18 Prozent, schreiben die Forscher. Es gebe einen klaren "Grenzeffekt" und eine Profitmaximierung des grenzüberschreitenden Preisunterschieds.

"Treffsicherer Energiekostenzuschuss" gefordert

Die Studienautoren Teresa Messner und Fabio Rumler (beide OeNB) sowie Georg Strasser (EZB) zeigen auch, dass die österreichische Topografie und Entfernungen keine Rolle spielen. Denn innerhalb Deutschlands bzw. Österreichs seien die Preise weitgehend einheitlich – es gebe keine Differenzierung je nach Abstand von der Grenze. Im Gegensatz dazu springen die Preise spürbar an der Grenze – auch bei Handelsketten, die in beiden Ländern aktiv sind. Einzelhändler setzen ihre Preise bewusst nach Landesgrenzen, nicht nach anderen Kriterien, schließt die Studie.

Während es deutliche Unterschiede im Preisniveau gebe, lägen die jüngsten Preisveränderungen im Schnitt auf ähnlichem Niveau. Das deute auf eine ähnlich hohe Inflation hin.

Der Handelsverband wiederum sieht nur eine Möglichkeit, um die Preise wieder zu senken: "Ein treffsicherer Energiekostenzuschuss." Die Handelsbetriebe blieben aktuell auf den höheren Energiekosten sitzen, da der Energiekostenzuschuss 1 "de facto ein reiner Industriekostenzuschuss" gewesen sei.