Es sei sehr schockierend gewesen, sagt Alexander Windbichler, dass eine Bank wie die jüngst kollabierte Silicon Valley Bank (SVB), die als erfolgreich und stabil galt, plötzlich komplett geschlossen wurde. Windbichler, CEO und Eigentümer des Technologieunternehmens Anexia mit Sitz in Klagenfurt, musste in den letzten Tagen unmittelbar eigene Erfahrungen beim "Bank Run" – "Banksturm" – auf die Silicon Valley Bank sammeln.

Die US-Niederlassung von Anexia wickelte ihre Bankgeschäfte mit der SVB ab. Die Bank habe sich auf die Zielgruppe der Start-ups und Scale-ups fokussiert, Anexia war ein Kunde. "Wir haben uns als Digitalunternehmen dort richtig wohlgefühlt", die SVB sei Teil der Community gewesen, sagt Windbichler im Gespräch mit "Trending Topics". Und er staunt: "Zwischen 'macht euch keine Sorgen' und Geschlossen-Werden vergingen nicht einmal 24 Stunden, ein Wahnsinn." Dabei sei die SVB eine "Bank gewesen, die uns versteht".

Im Moment habe man dank unbegrenzter staatlicher Einlagensicherung in den USA wieder Zugriff auf die eigenen Einlagen, internationale Transfers seien vorerst aber noch nicht möglich, es gebe Verzögerungen im internationalen Zahlungsverkehr. "Es gab nie ein Risiko, Geld zu verlieren", meint Windbichler zur Kleinen Zeitung. "Was bleibt, ist ein administrativer Aufwand. Wir haben keinen Lieferanten und keinen Mitarbeiter verspätet bezahlt."

Die USA seien ein wichtiger Markt für Anexia, machen rund 15 Prozent des Gesamtjahresumsatzes der Gruppe aus. "Die USA sind ein relevanter Markt mit hohem Wachstum", sagt Windbichler, 14 Mitarbeiter beschäftigt das Cloud-Unternehmen dort.

"Wenn das Vertrauen erst einmal gebrochen ist"

Dass es überhaupt so weit gekommen sei, liege am "Bank Run", sagt Windbichler. "Wenn das Vertrauen einmal gebrochen ist, kommt es dazu. Wir haben auch unser Geld abgezogen. Wohl wissend, dass wir Teil des Problems sind. Aber du musst in diesem Fall auf dich selbst schauen." In den USA müssten Löhne alle zwei Wochen ausbezahlt werden. "Es ist extrem kritisch, dass man liquide bleibt. Man hat als Unternehmer keine Zauberkonten." Wenn man als Unternehmer nicht überweisen könne, komme man in eine Situation, in der man nicht mehr manövrierfähig ist. "Ich kann nachvollziehen, dass die Unternehmen ihr Geld ins Trockene bringen wollten", sagt Windbichler.

"Für uns ist alles gut ausgegangen"

"Eines muss man aus der Geschichte mit Silicon Valley Bank, wo es für alle gut ausgegangen ist, lernen", sagt Windbichler: "Man muss verstehen, wie eine Bank funktioniert. Sie arbeitet mit Geld. Das Geld ist nichts anderes als ein Datenbankeintrag. Die Banken haben das Bargeld gar nicht. Das muss einem bewusst sein – das Geld kann dann wirklich weg sein." Es sei wesentlich, Geld und damit Risiko zu streuen.

Eine Ironie der Geschichte: Die SVB wollte das Geld ihrer Kunden eigentlich sicher anlegen und hat sich auf Anleihen gestützt – erst durch den steilen Zinsanstieg in den USA ist deren Wert massiv gefallen. "Wohl auch, weil man schwere Fehler machte, die zur Schieflage der Bank führten", so Windbichler.

Als "Kind der Finanzkrise" habe man gelernt, "verteile dein Geld auf verschiedene Banken und Risiken", erklärt der Anexia-Chef. "Wir hatten zu keinem Zeitpunkt irgendein Problem." Als Cloud-Anbieter sei man ja selbst so etwas wie eine Bank – bloß mit Daten. "Auch da sollte man als Unternehmen sein Risiko – und damit die Daten – streuen."