Der Onlinelieferdienst Gurkerl, in Österreich spezialisiert auf Wien und Umgebung, war lange auf der Suche nach neuem Personal gewesen. Doch nun hat das Unternehmen dem Vernehmen nach 290 der rund 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Kündigung angemeldet. Das berichtete "Der Standard". Gurkerl-Sprecher Manuel Kalleder bestätigt die Zahl zwar nicht, dementiert sie aber auch nicht.

Über eine genaue Anzahl von Kündigungen könne er noch keine Auskunft geben, der "Frühwarnsystemprozess für Kündigungen" sei aber "angestoßen" worden. Grund dafür ist die geplante Vollautomatisierung des Logistikzentrums im 23. Wiener Bezirk. An den Standorten München und Frankfurt passiere diese Umrüstung bereits - weil das rund 14.000 Produkte umfassende Wiener Lager aber deutlich kleiner sei, würde der Integrationsprozess länger dauern.

Billa bietet Jobs "ab sofort"

Auf die Kündigungswelle reagiert hat am Freitag der Rewe-Konzern. Der Billa-Onlineshop biete allen von Gurkerl.at zur Kündigung angemeldeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern "ab sofort" Jobs an. „Wir haben erst Mitte November 2022 in Wien Floridsdorf ein zweites Onlinelager neben Wien Inzersdorf eröffnet und suchen daher geeignete Logistik-Mitarbeiter:innen, denn wir wollen weiter gesund wachsen. Erfolgsfaktor ist für uns die Verschränkung von stationärem Handel und Onlinehandel", sagt David Renker, Leiter des Billa-Onlineshops, in einer Aussendung. Renker betont, dass man Festanstellungen biete, ein Eintritt sei ab sofort möglich.

Eigentümer steigt auf die Bremse

Gurkerl.at gehört zur tschechischen Rohlik-Gruppe. Mit der Automatisierung wolle der Eigentümer die Produktivität an allen drei Standorten steigern und so schneller in die Gewinnzone kommen.

Dass der massive Expansionskurs des Online-Supermarktes so nicht weitergehen wird, zeichnete sich laut "Standard" bereits Mitte Jänner ab. Da wurde bekannt, dass Rohlik das Management von Gurkerl und der deutschen Tochter Knuspr zusammenlegt. Dieser Schritt hat den damaligen Österreich-Chef Maurice Beurskens den Job gekostet. Er war seit der Gründung 2020 dabei gewesen. Ihm folgte Erich Comor, bis dahin Geschäftsführer von Knuspr. Mit Ende Mai tritt dieser von dem Posten dem Zeitungsbericht zufolge schon wieder zurück.

Im Firmenbuch sind bereits zwei andere Geschäftsführer eingetragen, einer davon ist Olin Novák, der CEO-International bei Rohlik. Laut Gurkerl wird Comor gemeinsam mit Novák bis Ende Mai übergangsmäßig das Unternehmen leiten, danach solle ein neuer CEO übernehmen.

Auch in anderen Märkten steigt Rohlik beim Expansionskurs auf die Bremse. Der Geschäftsauftakt in Madrid und Mailand sei vorübergehend auf Eis gelegt worden.