Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) ist einem möglichen Kartell bei Pellets auf der Spur. Seit Dienstag seien die Räumlichkeiten mehrerer Unternehmen und eines Verbands in Wien, Kärnten und Tirol durchsucht worden, teilte die BWB am Donnerstag mit. Es bestehe der Verdacht, dass Pellethersteller und Pellethändler die Preise abgesprochen, Kunden aufgeteilt sowie den Absatz gemeinsam eingeschränkt und kontrolliert haben. Die Ermittlungen in Kärnten und Tirol sind bereits beendet.

Auch die Hausdurchsuchung in Wien wurde am Donnerstag abgeschlossen, wie Sarah Fürlinger, Pressesprecherin der Bundeswettbewerbsbehörde bestätigt. Das Material wie Unterlagen, E-Mails und Handydaten werde man in den nächsten Wochen sichten und auswerten. Derzeit lasse sich noch nicht abschätzen, ob sich der Verdacht erhärtet. Die durchsuchten Unternehmen nennt die BWB aus "ermittlungstaktischen Gründen" nicht. Dass es sich beim durchsuchten Verband um proPellets Austria handelt, liegt jedoch, auch wenn es nicht offiziell bestätigt wird, auf der Hand. Da es nur einen Pelletverband in Österreich gibt.

"Heizen ist ein Grundbedürfnis. Die gegenwärtige Krisensituation darf nicht durch Absprachen weiter verzerrt werden. Wir gehen allen Hinweisen mit höchster Priorität nach", erklärte die interimistische BWB-Generaldirektorin Natalie Harsdorf-Borsch in der Presseaussendung.

Im Zuge der durch den Ukraine-Krieg ausgelösten Energiekrise in Europa sind neben Gas auch die Preise für andere Brennstoffe wie Holz und Pellets stark gestiegen. Die BWB geht unter anderem dem Verdacht nach, ob Pellets durch Absprachen zurückgehalten wurden, um die Preise hochzutreiben.

"Kein Fehlverhalten"

Christian Rakos, Geschäftsführer von proPellets Austria, weist die im Raum stehenden Vorwürfe entschieden zurück: "Es gibt keinen Hinweis, dass diese berechtigt sind – im Gegenteil. Wir haben bei den Preisen hohe Variationen." Er sei davon überzeugt, dass die Bundeswettbewerbsbehörde kein Fehlverhalten von proPellets zutage fördern werde. Darüber hinaus seien in Österreich die Pelletspreise deutlich niedriger als in den Nachbarländern. Nichtsdestotrotz haben viele Kunden die gestiegenen Pelletspreise, die mit dem Ukraine-Krieg argumentiert wurden, massiv hinterfragt. Dazu sagt Rakos: "Da spielen mehrere Faktoren zusammen. Wir haben deutlich höhere Produktionskosten, verschiedene Zusätze wie Stärke sind teurer geworden und auch die Plastikverpackung." Österreich selbst habe zwar keine Pellets aus Russland, Weißrussland und der Ukraine importiert, doch durch den Einbruch der Pelletimporte nach Europa fehlen rund zehn Prozent des Bedarfs. Nichtsdestotrotz würden österreichische Händler um elf Prozent weniger exportieren und dem heimischen Markt Priorität einräumen.

Die Arbeiterkammer (AK) begrüßte die Ermittlungen der BWB. Sie habe der Behörde in den vergangenen Monaten Preisdaten und Beschwerden von Konsumentinnen, Konsumenten und Unternehmen zur Verfügung gestellt. Die AK vermutet, dass Pellets trotz gut gefüllter Holzlager künstlich verknappt wurden. Die gestiegenen Preise schlagen auch politisch Wellen. Karin Greiner, Rechnungshofsprecherin der SPÖ, stellte deshalb eine parlamentarische Anfrage und fragt, ob an einer Preisregulierung für Heizpellets gearbeitet werde. Darüber hinaus begrüßt sie die Ermittlungen der BWB.