Nach einem guten ersten Halbjahr hat der Verbund seine Erwartungen für das Gesamtjahr nach oben geschraubt. Bis Juni profitierte das Unternehmen vor allem von stark gestiegen Strompreisen im Großhandel und steigerte den Nettogewinn um 151,8 Prozent auf 817,1 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) kletterte um 110,5 Prozent auf 1,38 Milliarden Euro, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. 2022 soll der Nettogewinn 1,68 bis 1,03 Milliarden Euro erreichen.

Verbund-Chef: "Es ist in Wirklichkeit ein Gaspreisschock"

Geopolitische Spannungen und der Krieg in der Ukraine, hohe Inflation und die Straffung der EZB-Geldpolitik hätten im ersten Halbjahr 2022 zu starken Verwerfungen auf den europäischen Energiemärkten geführt, so der Energieversorger in einer Aussendung. Die Folge seien steigende und volatile Energiepreise gewesen. Auch die Preise für CO₂-Zertifikate seien nach oben geklettert, beides habe die europäischen Großhandelspreise für Strom in die Höhe getrieben. Der durchschnittlich erzielte Absatzpreis auf den Termin- und Spotmärkten im Bereich der Eigenerzeugung aus Wasserkraft verdoppelte sich fast von 65,9 Euro auf 112,5 Euro pro Megawattstunde (MWh).

Verbund-Chef Michael Strugl sprach sich indes im Interview mit dem ORF-Radio dafür aus, Gaspreise von Strompreisen "zu entkoppeln". Strugl: "Es ist in Wirklichkeit ein Gaspreisschock, der die Strompreise so hinauftreibt. Das stellt auch für uns eine Schwierigkeit dar." Bei schlechter Wasserführung etwa müsse der Verbund "fehlende Mengen auf den Märkten zukaufen". Zugleich gibt Strugl zu bedenken, dass eine Entkoppelung nur funktioniere, wenn es eine einheitliche europäische Lösung geben würde. Strugl: "Würde es nur Österreich machen, würde der Effekt verpuffen. Günstiger Storm würde abfließen, die Österreicher müssten es zahlen."

Laufkraftwerke produzierten weniger Strom

Die Umsatzerlöse lagen im ersten Halbjahr 2022 bei 4,732 Milliarden Euro, das entspricht einem Plus von 174,4 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode. Der Erzeugungskoeffizient der Laufwasserkraftwerke lag mit 0,90 um 6 Prozentpunkte unter dem Wert des Vorjahres und um 10 Prozentpunkte unter dem langjährigen Durchschnitt von 1,0. Die Erzeugung der Jahresspeicherkraftwerke erhöhte sich um 18,7 Prozent. Somit sank die Stromerzeugung aus Wasserkraft um insgesamt 455 Gigawattstunden (GWh).

Die Ausschüttungsquote für 2022 soll zwischen 45 und 55 Prozent des um Einmaleffekte bereinigten Konzernergebnisses liegen, das aktuell zwischen rund 1,60 und 1,95 Milliarden Euro erwartet wird. Im Halbjahr betrug das bereinigte Konzernergebnis 734,5 Millionen Euro (+133,0 Prozent).