Die liberale Denkfabrik Agenda Austria legt in ihrer Kritik am heimischen Energiemanagement nach. Planlos stolpere Österreich durch die Gaskrise, betont Agenda-Chef Franz Schellhorn – denn während die Gazprom nur noch die Hälfte der bestellten Menge liefert, sei Österreich von russischem Gas nach wie vor stark abhängig.

„Es ist ein Glück, dass es Sommer ist, so können wir immer noch Speicher füllen. Im Winter würde es anders aussehen“, präzisiert der Ökonom Marcell Göttert. Was die Erschließung alternativer Bezugsquellen betreffe, „hat sich in den vergangenen vier Monaten erschreckend wenig getan, wir haben uns deutlich mehr erwartet, vor allem in der Kommunikation“, so Göttert. Ein vollständiger Lieferstopp von russischem Gas würde Österreichs Wirtschaft so hart treffen, dass sie „im besten Fall eine Vollbremsung hinlegt, also stagniert, und im schlechtesten Fall in eine Rezession rutscht“.

Zehntausende Jobs in Gefahr

Die Agenda Austria analysierte die Auswirkungen reduzierter Gaslieferungen aus Russland. Bekommt Österreich über das Jahr gerechnet 25 Prozent weniger, drohe der Wirtschaft ein Wachstumsverlust von 2,4 Prozentpunkten. Rund 40.000 Arbeitsplätze wären in Gefahr. Direkt betroffen wären die Chemie- und die Metallbranche. „Der Großteil des Einbruchs würde aber durch Dominoeffekte in anderen Sektoren entstehen.“

Fallen die Gaslieferungen im Gesamtjahr um 40 Prozent geringer aus, stünden laut Agenda-Berechnungen 80.000 Jobs auf der Kippe und das Wachstum würde um 4,5 Prozentpunkte niedriger ausfallen; Österreichs Wirtschaft würde also schrumpfen.

Noch fließt das russische Gas, wenn auch nur halb so viel. „Unternehmen und Politik müssen schnell nach Alternativen suchen. Für einen österreichischen Alleingang ist es definitiv zu spät, die Weltmärkte sind aufgekauft“, so die Agenda. Österreich müsse hoffen, sich im Rahmen der EU koordinieren zu können.