Die Wiener Börse verabschiedet sich am Freitag mit einem satten Minus aus dem Handel. Der heimische Leitindex ATX schloss mit herben Abschlägen von 3,96 Prozent bei 3.185,46 Punkten.

Einerseits wirkte noch die gestrige Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) nach. Andererseits belasteten auch deutliche Verluste bei einigen Indexschwergewichten den heimischen Leitindex. Das zentrale Thema vor dem Wochenende waren jedoch die US-Verbraucherpreisdaten für den Monat Mai. Die Teuerungsrate legte dabei wieder zu, was der trüben Marktstimmung zusätzlich zusetzte.

Im Vergleich zum Vorjahresmonat legten die Verbraucherpreise in den USA im Mai um satte 8,6 Prozent zu. Damit beschleunigte sich die Teuerung wieder. Außerdem wurden die Expertenprognosen von 8,3 Prozent klar verfehlt. "Die jüngsten Daten zeigen, dass die US-Notenbank Fed die Inflationsdynamik offensichtlich nicht im Griff hat", ergänzte Marktexperte Timo Emden von Emden Research. Die Investoren fürchteten nun, dass die Fed schneller als bisher angenommen an den Zinsschrauben drehen könnte, um die Inflation einzudämmen.

Zinswende sorgt für neue Risikoabwägung

Daneben war auch die gestrige Zinssitzung der EZB ein Thema an den Märkten. Laut Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei RoboMarkets, haben die Ergebnisse der gestrigen Sitzung den Anlegern ihre schlechte Stimmung noch einmal zusätzlich verdorben. Die Währungshüter beschlossen dabei ihre geldpolitische Wende. So werden die Netto-Anleihekäufe der EZB mit 1. Juli enden. Zudem werden die Leitzinsen bei der nächsten Sitzung im Juli um 25 Basispunkte angehoben. Zwar sei die Leitzinserhöhung notwendig, wie Molnar kommentierte. Jedoch sei die Zinswende in der Eurozone für Anleger ein weiteres Argument für eine neue Risikoabwägung.

Bankenwerte besonders schwach

Einige heute schwache Indexschwergewichte lasteten ebenso auf den ATX. So zeigten sich vor allem die heimischen Bankenwerte schwach. Erste Group verloren 5,5 Prozent und Raiffeisen Bank International (RBI) gaben um 4,5 Prozent nach, während sich die Aktien der Bawag mit minus 2,8 Prozent noch etwas besser halten konnten. Auch die Anteile der Voestalpine verbilligten sich um 2,5 Prozent.

Zweistelliges Minus für die OMV-Aktie

Die deutlichsten Abschläge verbuchten jedoch die Aktien des heimischen Öl-, Gas- und Chemieriesen OMV. Zum Schluss standen die Papiere mit satten 10,9 Prozent im Minus. Ein geringer Teil der Verluste lässt sich mit dem heutigen Dividendenabschlag erklären, mit dem die OMV-Aktien handelten. Außerdem folgte von dem Konzern am Freitagvormittag ein Update zu dem Zwischenfall in der Raffinerie Schwechat in der Vorwoche. In der Mitteilung hieß es, dass die Reparaturen an der beschädigten Anlage noch andauern und deren Dauer derzeit noch nicht abschätzbar sei.

Die Anteile des Ziegelherstellers Wienerberger verloren 4 Prozent auf 23,96 Euro. Ein Analystenkommentar sorgte hierbei möglicherweise für etwas Abwärtsdruck. Zwar bestätigten die Analysten der Berenberg Bank ihre Kaufempfehlung ("Buy") für die Aktie. Jedoch wurde das Kursziel von 43,00 auf 38,00 Euro gesenkt.