Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) hat für die Bundesregierung eine Einschätzung abgegeben, welche Folgen ein Ölembargo gegen Russland für Österreich hätte: Dieses würde kurzfristig etwa 0,3 Prozentpunkte an Wachstum kosten und zu einem Anstieg der Inflation um 0,5 bis 0,75 Prozentpunkte führen, berichtet der "Standard". Zu einer ähnlichen Einschätzung komme die Industriellenvereinigung mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung von 0,25 Prozentpunkten.

Damit wären die Auswirkungen eines Ölembargos weit geringer als jene eines Gas-Importstopps. Ökonom Harald Oberhofer von der Wirtschaftsuni Wien begründet dies damit, dass es für Öl weit mehr Lieferländer gibt. Wie sehr ein Ölembargo die Preise dann wirklich ansteigen lässt, ist laut Wifo-Chef Gabriel Felbermayr mit Unsicherheiten behaftet. Einige erkennbare Parameter gebe es aber. So ist der Preis für Rohöl (Brent) seit Jahresbeginn um 40 Prozent angestiegen, obwohl nicht weniger Öl verfügbar war. Am Markt dürfte ein Embargo also schon teilweise eingepreist sein.

Etwas anders sei das bei raffinierten Produkten wie Benzin, Diesel und Heizöl, wo der Preisanstieg höher ausfallen könnte. Bei Diesel könnte der Einkaufspreis für Unternehmen kurzfristig um 15 Prozent höher liegen.

"Ein Schuss ins Knie"

Energieanalyst Johannes Benigni hat im Lichte eines wahrscheinlicher werdenden Ölembargos der EU gegen Russland seine Warnungen davor bekräftigt. Schönheitsfehler solcher Energiesanktionen sei, dass andere Kunden russisches Gas kaufen würden, vornehmlich aus Asien, sagte Benigni zuletzt im "Kurier". "Russland wird durch ein Embargo nicht beeinträchtigt, wir erreichen damit gar nichts, zahlen nur mehr. Das ist ein Schuss ins Knie."

Die Mehrkosten durch Ölimporte von anderswo entstünden alleine schon wegen höherer Logistikkosten, so Benigni. "Für einen Experten gibt es keinen Grund, warum man das (Ölembargo, Anm.) tun sollte." Auch wenn Russland weniger Öl verkaufe als zuletzt, könnten die Einnahmen aufgrund eines höheren Ölpreises aufgrund der Sanktionen gleich bleiben.

Wolle die EU, dass Russland weniger Einnahmen habe, müsse sie danach trachten, den Ölmarkt zu stabilisieren und somit "alle den Ölmarkt betreffenden Sanktionen beenden", glaubt Benigni. Er argumentiert damit, dass der Ölpreis bei einem ausgeglichenen Markt bei nur 70 Dollar liegen würde. Derzeit kostet die Nordseemarke Brent mehr als 100 Dollar.