Die Lebensmittelpreise in Deutschland dürften nach Einschätzung der Handelsbranche weiter deutlich zulegen. Schon vor Ausbruch des Ukraine-Kriegs seien die Preise "über die Produktpalette hinweg" um gut 5 Prozent gestiegen, sagte Josef Sanktjohanser, Präsident des Handelsverbands Deutschland (HDE), der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitag). Dies sei Folge der gestiegenen Energiekosten gewesen.

Der österreichische Handelsverband geht für den heimischen Lebensmittelhandel von einer ähnlichen Entwicklung in den kommenden Wochen aus. In der "ersten Inflationswelle" seien hierzulande insbesondere die Preise für Butter (plus 22 Prozent im Februar 2022), Öl (plus 12,9 Prozent) und Limonaden (plus 10 Prozent) nach oben geklettert, so Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. Eine "zweite Teuerungswelle" könne man in den kommenden Wochen nicht ausschließen. Preissteigerungen sind laut Will insbesondere bei Fleisch aufgrund der Futtermittel- und Dünger-Problematik, sowie Eiern und Getreideprodukten zu erwarten.

"Zeitnah überall in den Supermärkten"

"Die zweite Welle an Preissteigerungen kommt, und die wird sicherlich zweistellig", sagte der deutsche Handelsverband-Präsident Sanktjohanser. Erste Handelsketten hätten schon damit begonnen, Preise anzuheben. "Wir werden das zeitnah überall in den Supermärkten an den Preisschildern sehen können." Es werde "erst einmal keine anhaltende Abwärtsbewegung mehr bei den Preisen geben", so Sanktjohanser. Kürzlich hatten bereits Handelsketten wie Aldi, Edeka und Globus Preiserhöhungen angekündigt.

Der deutsche Bauernpräsident Joachim Rukwied sagte, die Versorgung mit Lebensmitteln sei absehbar für ein Jahr gesichert. "Aber über diesen Zeithorizont hinaus ist es schwierig mit einer Prognose." Die Spitzenverbände von Handel und Agrarbranche tauschen sich auf Ebene der Zentrale Koordination Handel – Landwirtschaft (ZKHL) über Folgen des Ukraine-Krieges aus. ZKHL-Geschäftsführer Hermann-Josef Nienhoff sagte, die aktuelle Welle der Preissteigerungen sei bei den Verbrauchern noch nicht angekommen. Die ZKHL war nach anhaltenden Protesten aus der Landwirtschaft gegen die Preispolitik der Handelskonzerne ins Leben gerufen worden.