Der ÖAMTC hat, wie berichtet, erste Tankstellen mit einem Diesel- und Benzinpreis über zwei Euro pro Liter ausgemacht. Als Erstes aufgeschlagen ist dabei am Montag eine Autobahntankstelle von BP am Brenner in Tirol. Diesel kostete 2,099, Eurosuper ebenfalls 2,099, für die Premiummarke "Ultimate" wurde für beide Treibstoffe 2,299 Euro/Liter verlangt. Die BP-Station ist seit Dienstag nicht mehr die einzige, die die 2-Euro-Marke durchbrach. Kurz nach Mittag erhöhte Shell im Salzburger Tamsweg den Preis für Diesel auf 2,069 Euro und für Superbenzin auf 2,049 Euro je Liter.

Die Durchschnittspreise in Österreich zogen am Dienstag weiter an, erhob der ÖAMTC. Bei Diesel um zehn Cent auf 1,854 Euro und bei Benzin um acht Cent auf 1,792 Euro. „Solche Preise kennen Österreicher und Österreicherinnen nicht“, sagt Martin Grasslober, Chef der Verkehrswirtschaft des Mobilitätsclubs, und fordert, die CO2-Bepreisung zu verschieben oder die Mineralölsteuer zu senken.

Wo Sprit günstiger ist . . .

Der VCÖ bemerkt indes einen vermehrten Tanktourismus. Und während Österreich bei einem Preisdeckel zögert, hat Ungarn diesen umgesetzt. Das haben auch schon die burgenländischen Autofahrer bemerkt, die es vermehrt nach Ungarn zieht. Die Preisobergrenze wurde im November des Vorjahres von der nationalkonservativen Regierung eingeführt. Im heurigen April sind Parlamentswahlen in Ungarn. Auf die Frage der "OÖ Nachrichten", warum Österreich nicht die Mehrwertsteuer senkt, meinte Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP): "Einfach ist nicht immer besser. Von dieser nicht sehr zielgerichteten Maßnahme hätten vor allem Besserverdiener profitiert."

. . . und wo teurer

Laut dem aktuellsten Vergleich der EU-Kommission (vom 28. Februar) zahlten die Ungarn 1,298 Euro für Benzin und Diesel. In Österreich lagen die Preise damals bei 1,528 bzw. 1,520. "In Deutschland und Italien kostete ein Liter Eurosuper um rund 35 Cent mehr als in Österreich, Diesel um rund 20 Cent mehr, in der Schweiz war der Dieselpreis um umgerechnet 26 Cent pro Liter höher, der Preis für Eurosuper um rund 19 Cent", rechnet der VCÖ vor. Neben Ungarn tankte man Ende Februar auch noch in Slowenien günstiger.

Entspannung ist jedenfalls nicht in Sicht, denn die Ölpreise steigen weiter. Die Nordseesorte Brent kostete 127,88 Dollar pro Fass (159 Liter) und war damit um 4,67 Dollar teurer als am Vortag. In Deutschland kostete Superbenzin am Dienstag im Schnitt bereits 2,008 Euro je Liter, bei Diesel waren es 2,032 Euro.

Ein Blick zurück zeigt jedenfalls, dass die Preise seit einem Jahr fast nur eine Richtung kennen: nach oben. Im März 2021 kostete Diesel 1,159 und Super 1,218 Euro je Liter. Nach einem langsamen Anstieg ging dann im September die Kurve steil nach oben. Im Dezember und Jänner folgte preislich ein kleines Tal, nun geht es wieder steil bergauf.

Mindestreserve für 90 Tage

„Es ist eine Ausnahmesituation sondergleichen“, sagt Jürgen Roth, Fachverbandsobmann des Energiehandels in der Wirtschaftskammer, zur Kleinen Zeitung. „Wir sehen eine Überreaktion des Marktes, das ist nicht gut, auch nicht für die Händler.“

Seine Beobachtung: „Die Menschen in Österreich reagieren verhalten, haben Angst, tanken lieber voll, als in dieser Situation auf den Preis zu schauen.“ Beruhigen kann Roth aber, was die Furcht vor Knappheiten angeht. Denn gesetzlich vorgeschrieben sei eine sogenannte „Pflichtnotstandsreserve“.

„Wir müssen in Österreich Heizöl, Diesel und Benzin für eine 90-Tage-Reserve auf Lager haben“, sagt Roth. Die Situation stelle sich anders dar als bei Gas, „wir importieren Öl aus vielen Ländern und wenig aus Russland.“

Knapp – und daher teuer – sei Öl dennoch, da die Nachfrage wegen des massiv gestiegenen Gaspreises in die Höhe geht. Roth fordert deshalb einen Stresstest für den „Green Deal“, der den Ausstieg aus Öl und Kohle vorsieht. „Wir müssen fragen und schauen, ob das noch so möglich ist.“