Gastronomie und Hotellerie zählen zu den Branchen, die von der Coronakrise am meisten getroffen wurden. Die Auslastung im Sommer liege im Schnitt bei nur 50 Prozent, wobei es zwei Welten zwischen Städtetourismus und Ferienhotellerie gebe, sagte Susanne Kraus-Winkler, Obfrau des Fachverbands Hotellerie der Wirtschaftskammer Österreich, am Donnerstag. Mehrere Lockdowns führten dazu, dass sich Tourismus-Beschäftigte beruflich umorientierten. Den Betrieben fehlen nun über 20.000 Leute in der Hauptsaison.

"Ein Drittel der Betriebe hat ein veritables Problem, Mitarbeiter zu finden", räumte Gastro-Branchenobmann Mario Pulker bei einem Pressegespräch ein. Viele Beschäftigte von Saisonbetrieben seien im vergangenen Jahr zwischen zwei Saisonen aufgrund der Lockdowns in ein Loch gefallen und jetzt beim AMS, so Pulker. Ganzjahresbetriebe wiederum hätten ihre Beschäftigten Mithilfe der Kurzarbeit "durchgetragen".

Es fehlen Küchen-, Service- und Hilfskräfte

In der Hotellerie fehlten insbesondere Küchen-, Service- und Hilfskräfte. "Die Mitarbeitersuche ist spürbar schwieriger", sagte auch Kraus-Winkler. Teilweise seien auch noch gar nicht alle Beschäftigten aus dem EU-Ausland zurück nach Österreich gekommen. 5 Prozent des Personals habe sich neu orientiert, schätzen die Obleute der Fachverbände.

In einem normalen Jahr beschäftigten Gastronomie und Hotellerie im Sommer rund 230.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. "Wir haben jetzt ein Delta von 21.000 Beschäftigten, die in den Kernmonaten Juli und August fehlen", so Kraus-Winkler. Allein zwischen Mai und Juni sei sie Zahl der offenen Stellen um rund 4000 auf etwa 16.000 gestiegen.

Ferienregionen stehen besser da

Auf ein einheitliches Bild lässt sich die derzeitige Lage in Gastronomie und Hotellerie nicht bringen. Es hänge ab von Lage, Gästestruktur und Kategorie, so Kraus-Winkler. Betriebe in Ferienregionen stünden besser da als in Städten, 4- oder 5-Stern-Hotels seien gefragter als Unterkünfte in niedrigeren Kategorien. Wer sein Hotel direkt am See habe, dem geht es tendenziell auch besser, als wenn es weiter weg sei.

"Ein Hotelier im Pitztal kann mit Gruppen gut gebucht sein, ein Tal weiter kann es wieder ganz anders aussehen", sagte die Hotellerie-Obfrau. Ein allgemeiner Trend sei, dass die Gäste immer kurzfristiger buchen und auch kürzer bleiben. "So eine Kurzfristigkeit wie derzeit hat es überhaupt noch nie gegeben."

Kärntner Seen und Wachau begünstigt

In der Gastronomie sei die Stimmung generell schaumgebremster als in der Hotellerie, so Pulker. Doch auch hier gebe es ein Stadt-Land- sowie ein Ost-West-Gefälle. "An den Kärntner Seen oder in der Wachau funktioniert es ganz gut, in den Breiten des Landes haben wir ein riesiges Problem." Dort sei das Geschäft rückläufig. Wie in der Hotellerie sei auch in der Gastro das gehobene Segment sehr gefragt, sonst sei eher eine Kaufzurückhaltung zu spüren. "Die Gäste geben weniger aus", sagte Pulker.

Die Einschätzungen basieren auf einer Befragung unter 224 Hotelleriebetrieben und 276 Gastro-Unternehmen. Die Zukunftsaussichten sind grundsätzlich positiv, wenngleich die Betriebe mit weiteren unsicheren Jahren rechnen. In der Hotellerie werden über eine 1 Milliarde  Euro Überbrückungsfinanzierungen fällig.

Pulker forderte eine Verlängerung des reduzierten Mehrwertsteuersatzes. Seit Juli 2020 zahlen Gasthäuser, Tourismus- und Kulturbetriebe nur fünf Prozent Mehrwertsteuer statt zehn bzw. 13 Prozent im Normalbetrieb. Die Hilfsmaßnahme laufe mit Jahresende aus, sollte aber um ein Jahr verlängert werden, fordert der Gastrovertreter. Solange es befristet sei, sollte das auch EU-rechtlich kein Problem sein, meinte Pulker. Dass Österreich die Mehrwertsteuer in gewissen Bereichen gesenkt habe, sei nicht EU-rechtskonform.

Anders als in Deutschland hatte die Mehrwertsteuersenkung in Österreich nicht das Ziel, den Konsumenten in Form von niedrigeren Preisen zugutezukommen, sondern den Betrieben zu helfen. Niedrigere Preise zeichnen sich auch in Zukunft nicht ab, im Gegenteil. Beide Branchenvertreter gehen angesichts steigender Kosten von Teuerungen aus. "Es wird an einer Preissteigerung in der Zukunft nichts vorbeiführen", sagte Kraus-Winkler. "Es geht sich nicht aus, rechts mehr auszugeben als links reinkommt", so Pulker.