Die deutschen Autobauer und ihre Zulieferer beklagen den größten Materialmangel seit 30 Jahren. 83,4 Prozent der Unternehmen spürten im Juli das Fehlen von Vorprodukten wie Chips, wie das Münchner Ifo-Institut am Dienstag unter Berufung auf seine Unternehmensumfrage mitteilte. Das ist der höchste Wert seit dem Jahr 1991. Im April klagten nur 64,7 Prozent über Engpässe.

"Die Automobilhersteller und ihre Zulieferer sind vom Mangel bei Vorprodukten betroffen", führte der Leiter des Ifo-Zentrums für Industrieökonomik und neue Technologien, Oliver Falck, aus. "Dies führt zu Produktionsstillständen. Insbesondere die Engpässe bei den Halbleitern werden wohl noch eine Weile anhalten." Die Zulieferer füllten deshalb ihre Lager bewusst auf. Die Bestände fertiger Pkw bei den Herstellern seien hingegen gering.

Daimler verlängert Kurzarbeit

Einer der Autobauer, welcher aufgrund von der anhaltenden Halbleiter-Krise zumindest teilweise einen Produktionsstopp verhängt hat, ist Daimler. Mindestens bis Ende dieser Woche bleiben deshalb tausende Mitarbeiter weiter in Kurzarbeit, teilte eine Konzern-Sprecherin am Dienstag mit.

Trotz dieser Probleme laufen die Geschäfte derzeit so gut wie seit drei Jahren nicht mehr. Das Barometer für die Geschäftslage stieg im Juli um 11,9 auf 56,8 Punkte. Das ist der beste Wert seit Juli 2018. Auch die Erwartungen legten zu: Hier kletterte das Barometer um 2,7 auf 6,3 Punkte. "Die Nachfrage in Asien und den USA ist weiter sehr stark, das Vorkrisenniveau ist in Reichweite", sagte Falck. "In Europa sind wir hingegen ein ganzes Stück davon entfernt."

Erstmals seit Dezember 2018 wollen die Autobauer ihren Personalbestand ausweiten. Dieser Indikator stieg auf plus 5,2 Punkte von minus 19,3 im Juni.