Sommer ist Unwetterzeit – und das heißt für die Versicherungen wenig Gutes. Sie müssen Jahr für Jahr tiefer in die Tasche greifen. „Die Schäden nehmen zu und unsere Leistungen kennen nur eine Richtung – nach oben“, erklärt Ralph Müller, Generaldirektor der Wiener Städtischen Versicherung. 2020 schlugen sich die Unwetterschäden bei der Wiener Städtischen mit 74 Millionen Euro nieder, ein Rekordwert, der heuer möglicherweise übertroffen wird; 2021 steht die Versicherung, größte Einzelgesellschaft der Vienna Insurance Group, bereits bei 38 Millionen Euro. „Seit 2003 haben wir für Schäden aus Unwettern und Naturkatastrophen mehr als eine Milliarde Euro aufgewendet“, sagt Müller.

Das Unternehmen mit 4000 Beschäftigten kam gut durch die Krise, schaffte 2020 ein Wachstum beim Prämienvolumen von drei Prozent und setzte diesen Kurs auch im ersten Quartal fort. Kurzarbeit und Mitarbeiterabbau seien kein Thema gewesen, im Gegenteil. Die Wiener Städtische sucht österreichweit 300 Leute für den Außendienst, 25 davon in der Steiermark. „Der Wunsch nach persönlicher Beratung ist in der Pandemie wieder stärker geworden“, erklärt Müller. „Hier wollen wir wachsen.“

100 Millionen für die Digitalisierung

Andererseits wird massiv in den digitalen Auftritt investiert, in den Ausbau der Services der „Losleben-App“, in künstliche Intelligenz und die Digitalisierung der Prozesse. In den kommenden drei Jahren werde die Wiener Städtische 100 Millionen Euro in die Aufrüstung stecken, sagt Müller.

Ein Wachstumstreiber seien aktuell die Krankenversicherungen (2020 plus vier Prozent), die Themen Gesundheit und Prävention. Weniger stark zieht das Thema Vorsorge aber bei fondsgebundenen Lebensversicherungen, wo der Trend nach wie vor negativ ist (2020 minus 0,6 Prozent bei Neuabschlüssen). Müller bedauert dies. „Ich rate den heute 30- bis 40-Jährigen sehr, hier etwas zu tun.“ Die Pensionen für diese Generation werden niedriger ausfallen.

"Megatrend" Nachhaltigkeit

Bei Lebensversicherungen sei die Wiener Städtische führend in Österreich und in der Steiermark, wo der Marktanteil bei 29 Prozent liegt. Ein „Megatrend“ sei hier im Gefolge der Klimakrise das Thema Nachhaltigkeit, so der steirische Landesdirektor Michael Witsch. Jeder zweite Prämieneuro bei Neuabschlüssen von fondsgebundenen Lebensversicherungen fließe bereits in nachhaltige Investments. Tendenz steigend.

Das trifft auch auf ein anderes Thema zu, nämlich den Schutz vor der wachsenden Zahl von Cyberangriffen. Allein heuer wurden, wie berichtet, mehrere namhafte Betriebe in Österreich für Tage lahmgelegt. Die Wiener Städtische registriert eine stark steigende Nachfrage nach Versicherungslösungen mit einem Zuwachs an Abschlüssen von bis zu 35 Prozent im Jahr. Auch Versicherungsfälle seien bereits eingetreten.

Landesdirektor Michael Witsch und Generaldirektor Ralph Müller (von links)
Landesdirektor Michael Witsch und Generaldirektor Ralph Müller (von links) © Wiener Städtische