Ex-Bankchef Martin Pucher hat am Mittwoch im Untersuchungsausschuss zur Commerzialbank Mattersburg (Cb) gesagt, dass Ex-Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) zum 50er und zum 60er sowie bei seinem Ausscheiden aus dem Amt Goldplättchen geschenkt bekommen hat. Auch Mattersburgs Bürgermeisterin Ingrid Salamon (SPÖ) habe zu runden Geburtstagen Geschenke erhalten. Auch da werde wohl ein Goldplättchen dabei gewesen sein, meinte Pucher.

Bei seiner Verabschiedung habe Niessl auch ein Dress des SV Mattersburg und eine VIP-Jahreskarte bekommen, die er aber nie abgeholt habe. Generell hätten Politiker das Match und den VIP-Klub besuchen können, wenn sie gekommen seien. "Ich habe mich immer gefreut, wenn Politiker gekommen sind", so Pucher. Nach Parteien habe er dabei keinen Unterschied gemacht. Vor Jahren sei er einmal ÖVP-Mitglied gewesen. Salamon habe auch eine VIP-Jahreskarte gehabt, die sie aber selbst bezahlt habe.

In einer Aussendung hat Niessl sofort dementiert: „Alle Geschenke, die mir als Landeshauptmann zu meinen Geburtstagen zugesandt wurden, gingen eins zu eins in einen Sozialfonds.“

Ein Unterlagen-Koffer der ÖVP Burgenland vor Beginn der Sitzung des Commerzialbank Mattersburg U-Ausschusses am Mittwoch
Ein Unterlagen-Koffer der ÖVP Burgenland vor Beginn der Sitzung des Commerzialbank Mattersburg U-Ausschusses am Mittwoch © APA/Robert Jäger

Pucher betonte, dass er nie mit Prüfern essen gegangen sei oder sonstige Zuwendungen getätigt habe. Warum ihnen die Malversationen nicht aufgefallen seien, wisse er selbst nicht. "Wenn ich Prüfer gewesen wäre, wäre es mir aufgefallen", sagte er. Was ihm aufgefallen wäre, wollte SPÖ-Abgeordneter Ewald Schnecker wissen. "Ein wesentlicher Teil unserer Blödheiten war die Fälschung von Bankguthaben und da wäre es mir wahrscheinlich aufgefallen", erklärte Pucher.

"Ich bin momentan der Watschenmann"

Allerdings sieht sich Pucher nicht für alle Probleme verantwortlich: "Der Watschenmann bin momentan ich. Aber alles war ich nicht." Er sei selbst an Aufklärung interessiert. Wo die Millionen der Bank hingekommen sind? Pucher: "Ich wäre selber neugierig, wo gewisse Teile von der Summe, die ich vernommen habe", hingekommen seien.Zwar "haben wir Bankguthaben gefälscht", und es gebe Fake-Kredite in den Büchern. "Ich will die Verantwortung übernehmen für alles, was ich zu verantworten habe. Aber nicht für das, was ich gar nicht gemacht habe." 

Puchers Anwalt Norbert Wess gab an, dass es laut Pucher keine Gegenleistungen für die Geschenke gegeben habe. Zu den momentan noch verschwundenen 99 Millionen Euro könne Pucher keine Angaben machen. "Es kann sein, dass es das Geld nicht gegeben hat, weil es eben fiktiv war, oder dass es einfach noch nicht gefunden wurde." Eine Anklage werde "so schnell nicht möglich sein". Er rechne damit, dass die Aufarbeitung noch ein bis eineinhalb Jahre dauern werde.

Landtagspräsidentin Verena Dunst und der Anwalt von Martin Pucher, Norbert Wess
Landtagspräsidentin Verena Dunst und der Anwalt von Martin Pucher, Norbert Wess © APA/Robert Jäger

Selbstanzeige habe er gemacht, weil er "nicht mehr gekonnt" habe. "Ich habe 30 Jahre dagegen gekämpft", sagte der Ex-Bankchef. Er könne sich auch vorstellen, dass die Unregelmäßigkeiten bei der Prüfung 2020 aufgefallen wäre. Schon bei der Gründung der Bank hat es laut Pucher Malversationen gegeben - er sprach von "zehn bis elf Kreditfällen".

Zum ASV Draßburg sagte Pucher, dass dieser alte Sitze von der Tribüne des SV Mattersburg gekauft habe. "Ich habe auch eine Rechnung gestellt, aber ich glaube nicht, dass die bis jetzt bezahlt ist", betonte der Ex-Bankchef.

Zur U-Ausschusssitzung am Mittwoch ist Pucher mit seiner Ehefrau Elisabeth Pucher erschienen. Um 10.20 Uhr nahm er im großen Saal des Kultur- und Kongresszentrums Platz: "Guten Tag meine Herrschaften", sagte er, bevor die Kamerateams und Fotografen hineingelassen wurden. Der gesundheitlich angeschlagene Pucher ließ Fotos und Videoaufnahmen zu.

"Alles, was ich gewusst habe"

Pucher machte am 14. Juli des Vorjahres eine Selbstanzeige. Die Vorgänge an diesem Tag schilderte er unter Tränen: "Es war ein Dienstag, ich bin mit meiner ältesten Tochter in die Bank gefahren." Dort habe er bei den zwei Prüfern Selbstanzeige erstattet: "Alles was ich damals gewusst habe, habe ich ihnen gesagt." Zurück zuhause habe Pucher dann die anderen beiden Töchter und seine Frau darüber informiert. Diese sollten dann den Aufsichtsratsvorsitzenden und dessen Stellvertreter sowie Puchers Bruder informieren. Außerdem habe er mit einem Vertreter der Finanzmarktaufsicht über das weitere Prozedere telefoniert. Im Vorfeld habe er mit niemandem darüber gesprochen oder Andeutungen gemacht.

Pucher war anstatt der geplanten 45 Minuten dann doch etwas über eine Stunde im U-Ausschuss. In seiner abschließenden Erklärung sagte er unter Tränen: "Das fällt mir jetzt sehr schwer. Abschließend kann ich mich auch nur an dieser Stelle bei allen entschuldigen und um Verzeihung bitten. Ich habe immer gehofft, dass ich den Schaden, den ich verursacht habe, gutmachen kann." Ihm sei bewusst, dass er unglaublichen Schaden und persönliches Leid verursacht habe. Er habe jedoch die feste Absicht, dass es zu einer Aufarbeitung kommt. Pucher betonte, dass er sich selbst und seine Familie nie bereichert habe. "Es tut mit wirklich unendlich leid."