Minus 10, minus 20, minus 30 Prozent. Rabatte? Nein. So groß ist aktuell die Bandbreite von Einschätzungen, um wie viel heuer die Weihnachtsumsätze abstürzen werden. Heute mitgerechnet, bleiben 16 Tage bis zum Heiligen Abend. An 14 davon bietet sich dem stationären Handel die Chance, Boden gutzumachen. Ein mehr als schwieriges Unterfangen.

Die Post sprang im Dezember mehrmals über die Rekordmarke von einer Million Paketen pro Tag. Vom Boom des Onlinehandels profitieren aber zu mehr als 50 Prozent Anbieter im Ausland. 17 geschlossene Einkaufstage im November und Dezember hätten den 22.000 Geschäften in Österreich 2,7 Milliarden Euro Umsatz gekostet, ermittelte der Handelsverband und rechnet mit 20 Prozent weniger Erlösen zu Weihnachten. Auf ein Rekordjahr folgt ein Seuchenjahr: 6500 Geschäfte stünden an der Kippe zur Pleite. Das Plus in den Webshops, das 2020 bei österreichischen Anbietern bis zu 40 Prozent betragen dürfte, gleicht das Minus in den Filialen bei Weitem nicht aus.

Stark schwankend ist aber die Erwartung kommender Ausfälle. Optimistisch gerechnet geht Wolfgang Ziniel, Experte der KMU Forschung Austria, von zehn Prozent weniger Umsatz im stationären Handel aus – im schlimmsten Fall von 30 Prozent. 2019 summierten sich die Weihnachtsausgaben auf 1,545 Milliarden Euro in Filialen und auf 118 Millionen in inländischen Onlineshops, also auf insgesamt 1,663 Milliarden Euro. Nach den Szenarien der KMU Forschung wird der Weihnachtsumsatz im Inland heuer zwischen 1,2 und 1,5 Milliarden Euro liegen. Ziniel verweist freilich auf die heuer „sehr schwierige“ Prognose. Negativ wirken sich die hohe Sparquote und niedrigere Haushaltsbudgets aus. Auch fehlt die Gastronomie als Frequenzbringer.

Die beiden Lockdowns haben die Kaufkraft der Privathaushalte laut „Regioplan“ um sieben Prozent reduziert. Erwartet wird ein um 17 Prozent schwächeres Weihnachtsgeschäft im Vergleich zum Vorjahr – es fällt auf 1,75 Milliarden Euro (Regioplan rechnet anders als die KMU Forschung Einkäufe in ausländischen Onlineshops und Weihnachtsmärkte hinzu, daher die höhere Summe). Großer Gewinner ist auch in dieser Rechnung der Onlinehandel mit 47 Prozent Zuwachs, die größten Verlierer naturgemäß stationäre Händler mit minus 28 Prozent.