In der AUA wird infolge der Corona-Pandemie kein Stein auf dem anderen bleiben. So beschreiben die Betriebsräte die harten Maßnahmen, die das Überleben der Airline sichern sollen. „Das wird jeden richtig hart treffen,“ macht sich Rainer Stratberger keine Illusionen. Der Betriebsratsvorsitzende für das fliegende Personal erwartet nicht, dass es an den Stellenkürzungen noch viel zu rütteln gibt: „Das passiert in jedem Fall. Das wird wie ein Tsunami durch die AUA gehen. Wir haben einen echten Ausnahmezustand.“

Rene Pfister, Vorsitzender des Betriebsrates Boden, präzisiert die Zahlen, die Donnerstag in den frühen Morgenstunden nach der Aufsichtsratssitzung durchgesickert waren. „Wenn jetzt von 1.100 Stellenstreichungen die Rede ist, dann sind das immer Berechnungen auf Vollzeit-Basis. Tatsächlich sind es 1300 bis 1500 Menschen, die ihren Job verlieren, weil es sehr viele Teilzeitverträge gibt.“

Gehaltseinbußen von mehr als 20 Prozent

Beim fliegenden Personal sind voraussichtlich etwas weniger Mitarbeiter als beim Bodenpersonal betroffen. Fix ist, dass rund 200 befristete Arbeitsverträge auslaufen. Durch die Verkleinerung der Flotte um 20 Flugzeuge auf 60 werden die Kürzungen aber auch beim Stammpersonal heftig sein.

Schon vor der Coronakrise hatte die Lufthansa-Tochter angekündigt, in den nächsten zwei Jahren etwa 800 Stellen kürzen zu wollen, um effizienter zu werden. Die Gehaltseinbußen, die der AUA-Vorstand für die Dauer der Krise verlangt, liegen Stratberger zufolge deutlich über 20 Prozent. Konkret sollen Vorrückungen und Inflationsabgeltungen entfallen, die Kurzarbeit auf zwei Jahre ausgedehnt werden. Man werde 300 Millionen Euro Sparbeitrag leisten, so der Betriebsrat.

Insolvenzszenarien? „Das ist grob fahrlässig“

Dass zuletzt sogar Insolvenzszenarien die Runde machten, sorgt für großen Unmut bei den Belegschaftsvertretern. Pfister: „Das ist grob fahrlässig“, ärgert sich der Steirer. „Man spielt mit der Verunsicherung der Mitarbeiter.“ Wörtlich spricht er von „riesengroßer Panikmache“. Schließlich würden an der AUA direkt und indirekt im Großraum Wien-Niederösterreich 90.000 Arbeitsplätze hängen. Eine Fortführungsprognose für die AUA hängt am Urteil der Wirtschaftsprüfer von PwC. Sie brauchen vom Vorstand bis zum 18. Mai konkrete Zahlen.

Die Pleite-Variante könnte nur noch eine Drohkulisse sein. Denn in Deutschland hat am Donnerstag Wirtschaftsminister Peter Altmaier der AUA-Muttergesellschaft Lufthansa volle Rückendeckung gegeben. In einem „Bild“-Interview sagte Altmaier, die Regierung werde „einen Ausverkauf dieses Tafelsilbers verhindern“. Er warnte vor ausländischen Übernahmeversuchen, etwa aus China.

Angesichts dieser Klarheit und umfangreichen Airline-Hilfen in anderen Ländern sollte es Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) nun extrem schwerfallen, die AUA im Regen stehen zu lassen. Wenige Stunden nach Altmaiers teils scharfen Aussagen gibt die Lufthansa noch nicht den endgültigen Durchbruch für die Staatshilfen, aber elementare Details bekannt: Der Staat soll für neun Milliarden Euro Hilfe eine stille Beteiligung von 25 Prozent und einer Aktie und damit eine Sperrminorität bekommen. Das bedeutet, dass der Staat nicht im Tagesgeschäft von Europas größter Airline mitregiert, aber Entscheidungen, die seinen Interessen zuwiderlaufen, blockieren kann. Noch wird über verschiedene Varianten einer Kapitalerhöhung, möglicherweise nach Kapitalschnitt verhandelt.

767 Millionen Euro Staatshilfe beantragt

Mit der Lufthansa-Tochter Brussels soll eine Lösung auch in der Zielgerade sein. Fehlt noch Österreich. Bei der Cofag, der Coronafinanzierungsagentur, hat die AUA ja 767 Millionen Euro Staatshilfe beantragt, davon etwa 400 Millionen Euro als Garantien für Kredite. Bundeskanzler Kurz wollte Donnerstag inhaltlich nichts zu den Verhandlungen sagen.

Der in der Gewerkschaft vida zuständige Fachbereichsvorsitzende Daniel Liebhart fordert für die AUA einmal mehr verbindliche Zusagen für Standort, Jobs und Langstrecke. Wie viel Sinn die langjährige Forderung nach einem Branchen-Kollektivvertrag mache, zeige die aktuelle Krise, so Liebhart. Nachhaltig seien die Beiträge aller für die AUA nur, wenn es faire Wettbewerbsbedingungen in Wien gebe.