Spürbar belastet durch die Corona-Pandemie ist auch der Halbleiterkonzern Infineon. Anstelle eines Umsatzanstiegs um rund fünf Prozent erwartet Konzernchef Reinhard Ploss einen Rückgang der Erlöse.

Der Gewinnwarnung folgte aber eine erfreuliche Nachricht:
Der deutsche Chiphersteller Infineon hat einen Großauftrag zur Lieferung von Teilen für Beatmungsgeräte erhalten. Dabei geht es um 38 Millionen Leistungshalbleiter zur Steuerung von Elektromotoren, die in den nächsten drei bis sechs Monaten geliefert werden sollen, wie eine Sprecherin am Freitag sagte.

Finanziell gehe es für das Unternehmen aus Neubiberg bei München um ein Volumen im mittleren zweistelligen Millionenbereich.

"In Österreich entwickelt und produziert"

Der "größte Teil" dieser Leistungshalbleiter wird in Österreich entwickelt, produziert und vermarktet, sagte eine Infineon Österreich-Sprecherin auf Nachfrage der Kleinen Zeitung. "Produziert werden die Komponenten in Villach." Diese seien zum Teil schon auf Lager bzw. befinden sich teilweise in der Fertigung.

Zum Auftraggeber hieß es von Infineon nur, dass es sich um einen weltweit führenden Produzenten von Beatmungsgeräten handle. Dessen normales Bestellvolumen habe sich mit der Order verachtzigfacht. Wie viele Geräte sich mit den Chips bauen lassen, sagte die Sprecherin nicht. Es werden aber mehrere pro Gerät verwendet.

Hohe Nachfrage nach Komponenten

Der aktuelle Auftrag dürfte nicht der einzige bleiben: "Wir erleben derzeit eine Hinwendung hin zu medizintechnischen Geräten", sagte Vorstandsmitglied Helmut Gassel. "Zahlreiche Hersteller erweitern oder verändern ihren Produktfokus und fragen bei uns die notwendigen Komponenten an, um schnell der besonderen Nachfrage nachzukommen." Namen nannte Infineon nicht. Der Konzern sieht sich als Weltmarktführer bei Leistungshalbleitern. Man sei froh, damit "zur Bewältigung der Krise beitragen zu können", sagte Gassel.

In Österreich ist Infineon mit Chip-Produktion sowie Forschung und Entwicklung vertreten. Zum Ende des Geschäftsjahrs 2019 arbeiteten bei Infineon Austria 4600 Menschen. Villach ist das Österreich-Headquarter für den deutschen börsennotierten Infineon-Konzern.

Infineon Leistungshalbleiter sind elementar für die Erzeugung, Übertragung und Nutzung von elektrischem Strom. Diese sind etwa unerlässlich für den Betrieb von 50 Prozent der Datenserver weltweit, von medizinischen Geräten wie aktuell z.B. Beatmungsgeräten sowie von Industrieanlagen für die Lebensmittelindustrie. Unsere Sicherheitschips befinden sich in der österreichischen Gesundheitskarte „e-card“ oder ermöglichen das kontaktlose Bezahlen mit Bank- und Kreditkarten.