Es gibt zwei zentrale Bereiche, in denen die Arbeiterkammer für ihre Mitglieder ihre Stärke ausspielen kann: Arbeits- und Sozialrecht. Und so sind es auch diese beiden Bereiche, in denen die höchsten Beträge eingebracht werden konnten. Insgesamt hat die Arbeiterkammer alleine in der Steiermark 2019 rund 78,8 Millionen Euro für ihre Mitglieder erstritten, 12,4 Millionen im Arbeitsrecht, 30,2 Millionen im Bereich Soziales. Es gab rund 239.000 Beratungsgespräche.

"Die Bilanz des Vorjahres bewegt sich auf einem konstant hohem Niveau, wie wir es schon seit vielen Jahren beobachten", fasste Direktor Wolfgang Bartosch zusammen. Die für die Mitglieder erkämpften Beiträge seien zwar um 3,2 Prozent geringer als im Jahr zuvor (81,4 Millionen Euro). Dies sei jedoch ausschließlich auf einen Rückgang bei den auf dem Klagsweg erstrittenen Pensionsleistungen zurückzuführen: "Bei allen anderen Kategorien, also Arbeitsrecht, Insolvenzschutz, Konsumentenschutz, Steuern sowie Sozialrecht, sofern es nicht die Pensionen betrifft, ging die Tendenz nach oben", hob Bartosch hervor.

So wurden im Vorjahr 1251 Klagen vor dem Arbeitsgericht eingebracht. "Wir gewinnen 93 Prozent dieser Fälle", sagt der AK-Direktor. Was auffällt: "Seitdem wir die Fälle genau erheben ist stets die Gastronomie im Ranking der Problembranchen am ersten Platz", sagt  Bartosch.

Nicht gegen Unternehmen

Für AK-Präsident Josef Pesserl ein Zeichen dafür, dass die AK mit dem Mittel der Klage sehr umsichtig umgeht. "Wir sichern hier Ansprüche, die unsere Mitglieder sich bereits erarbeitet haben." Pesserl betont, dass die AK hier auch nicht "gegen Unternehmen" arbeite. Vielmehr sind die Aktivitäten auch eine Unterstützung für jene Firmen, die sich an die Spielregeln halten würden. "Wir sorgen hier für fairen Wettbewerb."

Auch die Summe der Zahlungen aus dem Insolvenz-Fonds sei wieder gestiegen. Hauptgrund waren die Großpleiten von Vögele, Brockenstein und Herbitschek.

Im Bereich des Konsumentenschutzes betreffen die meisten Anfragen das Thema Wohnen. "Das geht von Betriebskostenabrechnungen bei Mietwohnungen bis zu strittigen Maklerhonoraren beim Kauf einer Eigentumswohnungen."

Zu Weiterbildung ihrer Mitglieder wurden wieder Bildungsschecks ausgegeben. Sie wurden 42.000 mal eingelöst und stellen einen Gegenwert von 2,5 Millionen Euro dar. Weitere 1,3 Millionen Euro wurden in die im Vorjahr gestartete "Digitalisierungsoffensive" investiert.

35-Stunden-Woche und Corona

Bei der Frage der 35-Stunden-Woche hat AK-Präsident Pesserl eine klare Haltung: "Ich unterstütze die Forderungen der Mitarbeiter der Sozialwirtschaft zu 100 Prozent." Pesserl ist überzeugt, dass in Österreich aufgrund der Digitalisierung generell intelligente Modelle zum Thema Arbeitszeit erarbeitet werden müssten. "Ziel muss sein, das möglichst jeder Mensch in Österreich einen Job hat, von dem er Leben kann."

Natürlich haben sich in den vergangenen Wochen auch bei der Arbeiterkammer die Fragen zum Coronavirus gehäuft. Vor allem der Konsumentenschutz sei hier betroffen. Es gehe oft um die Frage, ob Storno-Gebühren zu bezahlen seien. Auch Homeoffice und Quarantäne seien ein Thema. "Es ist schwer vorherzusagen, wie sich die Lage entwickelt", sagt Pesserl. Er sei hier auch mit seinem Gegenüber in der Wirtschaftskammer ständig im Austausch. "Beim Thema Kurzarbeit sind die Sozialpartner immer eingebunden.