Die abkühlende Konjunktur, Handelskonflikte und Brexit-Unsicherheiten haben im Vorjahr zu einem Anstieg der Firmenpleiten geführt. Da jedoch vermehrt Kleinbetriebe betroffen waren, haben sich sowohl die Gesamtpassiva als auch die Zahl der betroffenen Arbeitsplätze um je ein Viertel reduziert. Die meisten Jobs gingen bei den Pleiten der Modekette Charles Vögele und der Baufirma Herbitschek verloren.

Die größte Insolvenz des Jahres 2019 lasse sich noch nicht mit Sicherheit feststellen, so der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) am Montag in seiner Insolvenzstatistik. Am Privatkonkurssektor sei die erwartete Entspannung nicht eingetreten. Nach dem "Rekordpleitenjahr" 2018 mit über 10.000 eröffneten Privatinsolvenzen ist die Zahl im Vorjahr nur auf 9500 zurückgegangen.

Nach Passiva sei die Montesino-Insolvenz, ein Unternehmen der Zanoni-Gruppe, die größte Firmenpleite mit 154 Millionen Euro. Es handle sich vorwiegend um Abgabenverbindlichkeiten, die vorerst bestritten wurden. Eine Besonderheit sei auch die Insolvenz des Reiseveranstalters Thomas Cook. Bei der Eröffnung des Verfahrens wurden die Passiva mit 33 Millionen Euro bewertet. Bis zur allgemeinen Prüfungstagsatzung wurden allerdings nur Forderungen in der Höhe von 10,3 Millionen Euro angemeldet.

"Offen ist weiterhin, in welchem Umfang Haftungen für Konzerngesellschaften schlagend werden", heißt es laut AKV. Die englische Zivilluftfahrtbehörde hat eine Schadenersatzforderung in Höhe von 605 Millionen Euro zur Anmeldung gebracht, die derzeit vom Insolvenzverwalter geprüft wird.

Insgesamt kam es im Vorjahr zu einem Anstieg der Firmeninsolvenzen um rund 3 Prozent auf 5292. Die Gesamtpassiva verringerten sich um knapp 25 Prozent auf 2,18 Milliarden Euro, die Anzahl der unmittelbar gefährdeten Arbeitsplätze ging ebenfalls um ein Viertel auf 12.773 Personen zurück. Allein bei Vögele verloren 394 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Job. Bei Herbitschek wurden kurz vor Weihnachten einzelne Auffanglösungen umgesetzt, sodass 200 der 298 Arbeitsplätze erhalten bleiben sollen.

Die meisten Pleiten in der Baubranche

Bei der Gruber & Kaja High Tech Metals GmbH, einem Unternehmen der HTI-Gruppe, waren 210 Dienstnehmer betroffen, bei Hans Andersen waren es 190 Personen, beim Modelabel Jones 177, wobei das Unternehmen im Dezember einen Sanierungsplan abgeschlossen hat und abgespeckt weitermacht.

Die meisten Pleiten gab es in der Baubranche (629 Fälle) sowie im Handel (626). Während in Wien mit 1.050 Insolvenzverfahren punktgenau so viele Verfahren eröffnet wie im Jahr 2018, kam es im Burgenland (+ 33 Prozent), in Vorarlberg (+ 28 Prozent) und Tirol (+ 25 Prozent) zu starken Steigerungen. In Niederösterreich (- 6 Prozent) und in der Steiermark (- 5 Prozent) haben die eröffneten Firmeninsolvenzen gegenüber dem Gesamtjahr 2018 hingegen abgenommen.