Kaum etwas steht so sehr für den US-amerikanischen Lebensstil wie das Rindersteak. Und so ist es mehr als ein symbolischer Erfolg, den US-Präsident Donald Trump gestern Abend präsentierte.

Die USA werden mehr Rindfleisch in die EU exportieren, es sei „das Beste auf der Welt“, so Trump, der bei seinem Statement im Weißen Haus von einem „immensen Sieg“ sprach. Denn der Streit um die Rindfleischexporte reicht weit zurück. Nun sieht ein Abkommen vor, dass die jährlich garantierte Quote des hormonfreien US-Rindfleisches, das in die EU geliefert wird, binnen sieben Jahren auf 35.000 Tonnen steigt. Die US-Gesamtproduktion beträgt fast 12 Millionen Tonnen. Damit würden die US-Rindfleisch-Exporte in die EU um 90 Prozent wachsen, sagte Trump.

Die Hilton-Quote

Es ist eine Lösung, mit der auch die EU gut leben kann. Denn die Summe der Importe von hormonfreiem Rindfleisch aus Drittstaaten bleibt gleich. Die sogenannte Hilton-Quote regelt die Einfuhr von Qualitätsrindfleisch. In dem Abkommen wird den USA nun ein höherer Anteil an dieser Quote zugesichert. Das bedeutet, dass zeitgleich die Importmengen aus anderen Staaten sinken.

Das sei nicht unbedingt schlecht, sagt Bauernbundpräsident Georg Strasser: „Rindfleisch aus den USA hat höhere Herstellungskosten als jenes aus Brasilien.“ So dürften die veränderten Quoten immerhin nicht noch mehr Druck auf den ohnehin angespannten Markt ausüben. Denn irische Rindfleischproduzenten, die bisher vor allem nach Großbritannien liefern, versuchen aufgrund des drohenden harten Brexits neue Märkte innerhalb der EU zu erschließen. „Es ist derzeit einfach zu viel Rindfleisch am Markt“, sagt Strasser, der selbst Rinderbauer ist.

Handelskrieg mit China weitet sich aus

Der Rindfleisch-Deal der EU mit den USA bringt nun etwas Ruhe in die angespannten Beziehungen der beiden großen Wirtschaftsblöcke. Angesichts der unklaren Brexit-Situation kann die EU diese Pause gut gebrauchen. Auch den USA kann nicht an einem weiteren Handelskonflikt gelegen sein. Denn am Donnerstag hat US-Präsident Trump den Streit mit China erneut eskalieren lassen. Weitere Waren im Wert von 300 Milliarden US-Dollar werden ab September mit 10 Prozent besteuert. Die Begründung ist übrigens, dass China zu wenig landwirtschaftliche Produkte aus den USA gekauft habe.

Damit gibt es inzwischen kaum noch chinesische Produkte, auf die keine Strafzölle verhängt werden. China hat Gegenmaßnahmen angekündigt. Die Leidtragenden sind allerdings vor allem US-Verbraucher. Monatlich müssten diese laut Notenbank drei Milliarden US-Dollar zusätzlich stemmen.

Deutliche Verluste an den Börsen

Aufgrund der globalen Lieferketten treffen die Zölle die europäische Exportindustrie. Der Bundesverband der deutschen Industrie warnt, dass Trump eine globale Rezession riskiere. Die Börsen in Europa reagierten gestern prompt mit empfindlichen Abschlägen.

Wie lange Europa den Furor des US-Präsidenten mit dem Fleisch-Deal besänftigen kann, ist ungewiss. Im Juni hat das französische Parlament die Digitalsteuer gegen große US-Internetkonzerne beschlossen. Trump hat bereits damit gedroht, als Vergeltung Strafzölle auf französische Weine einzuführen.