"Das Duell auf Schienen", titelte die Kleine Zeitung am 26. November 2011 auf Seite 1. Wenige Tage später, am 1. Dezember, ging Unternehmer Hans Peter Haselsteiner mit der privaten Westbahn an den Start, um den ÖBB auf der Westachse Dampf zu machen.

Fast acht Jahre später ist es Haselsteiner, der eingestehen muss: Im ungleichen Kampf gegen die Staatsbahn zog er bisher den Kürzeren. Denn seit 2011 haben sich insgesamt „gut 100 Millionen Euro“ an Verlust angehäuft. „Ich habe keinen Goldscheißer im Keller, keinen Esel-streck-Dich. Alle Jahr’ rinnen zehn Millionen raus, ich kann nimmer zuschauen“, macht sich der 49,9-Prozent-Eigentümer bei einer Pressekonferenz am Montag Luft.

Schluss mit den Verlusten

Er und die weiteren Aktionäre (Augusta Holding von Erhard Grossnigg und die französische Staatsbahn SNCF) setzen ab sofort auf eine „Stop-Loss-Strategie“.

Als Konsequenz verkauft das Unternehmen alle 17 Züge an die Deutsche Bahn und fährt das Angebot vorerst zurück. Neun Züge gehen im Dezember an die DB, ab da verkehrt die Westbahn nur noch im Stundentakt anstatt wie bisher alle halben Stunden zwischen Wien und Salzburg.

In der Zwischenzeit ordert die Westbahn beim Schweizer Hersteller Stadler 15 neue Garnituren (sechsteilige Doppelstockzüge). 2021 wolle man den Halb-Stunden-Takt wieder aufnehmen. Warum diese Schritte?

Kein Mitarbeiter-Abbau

Für den Verkauf ihrer erst zwei Jahre alten Flotte nutzt die Westbahn den aktuell hohen Bedarf an Fahrzeugen in Europa. Die DB soll kolportierte, jedoch nicht bestätigte 200 Millionen Euro bezahlen. Die neuen Züge kosten die Westbahn 292 Millionen Euro, seien in der Finanzierung aber viel günstiger als die bisherigen.

Obwohl ab Dezember weniger Züge verkehren werden, sei an keinen Abbau der 400 Mitarbeiter gedacht, sagt Sprecherin Ines Volpert.

Christian Kern, 2011 Chef der ÖBB, kommentierte Haselsteiners Einstieg damals trocken: „Mit Bahnfahren Geld zu verdienen, ist eine Geschichte, für die es nicht allzu viele Referenzbeispiele gibt.“

Haselsteiners Attacken

Haselsteiner gibt in erster Linie der Staatsbahn und der österreichischen Verkehrspolitik die Schuld für die roten Zahlen seiner Westbahn, die diskriminiert und behindert werde. „Verzögerungen, endlose Verfahren und Querschüsse waren und sind gängige Praxis. Die Liste der Problemfelder, gegen die Rechtsmittel ergriffen werden mussten, ist endlos lang“, wettert das Unternehmen.

Die ÖBB führe den Wettbewerb über zu niedrige Ticketpreise, kritisiert Westbahn-Vorstand Erich Forster. Seit 2011 hätten die ÖBB 500 Millionen Euro in Werbemittel investiert – bei jährlich 600 Millionen Zuschüssen aus Steuermitteln. Die Westbahn erhalte nichts.
Die ÖBB bedauern die Angebotsreduktion und weisen den Vorwurf der Marktverzerrung zurück. Die Preisgestaltung sei rechtskonform.