Das Management der Lufthansa-Billigtochter Eurowings hat offen eingeräumt, dass es mit der Fülle an Problemen in jüngster Zeit überfordert war. Bei den Kunden habe man sich entschuldigt.

"Ende Mai brach die Katastrophe über uns herein", wird Eurowings-"Operations"-Chef Michael Knitter im deutschen Wirtschaftsmagazin "Capital" zitiert. Durch Fluglotsenstreiks, Unwetter und Staus im Luftraum seien die Abflugzeiten für manche Flüge bis zu zehnmal am Tag vor- und zurückgeschoben worden. "Da sind wir komplett aus der Kurve geflogen."

Eurowings hat zwischen Jänner und Juni fast 2.600 Flüge gestrichen - zwölfmal so viele wie im Vorjahreszeitraum, wie es am Donnerstag auf dem Branchenportal "airliners.de" hieß.

Viele Verspätungen

Viele Airlines, die nahezu täglich mit Streikfolgen oder Wetterextremen kalkulieren müssen, sahen sich in jüngster Zeit mit außergewöhnlich vielen Stornierungen und massiven Verspätungen im gesamten Luftverkehr konfrontiert. Durch zusätzliche Probleme im Zuge der Übernahme von Air-Berlin-Teilen konnte die Eurowings-Führung damit nicht mehr angemessen umgehen. Die Fülle an Herausforderungen wurde in der Chefetage unterschätzt: "Unsere Organisation ist nicht darauf ausgerichtet, mit solchen Katastrophen umzugehen", sagte Knitter dem "Capital". Neben widrigen Umständen waren damit auch hausgemachte Probleme für die Misere verantwortlich.

Eurowings-Chef Thorsten Dirks sieht die Firma indes aus dem Gröbsten heraußen. "Mit Übertragung der letzten Ex-Air-Berlin-Flugzeuge haben wir die wohl schwierigste Etappe jetzt fast geschafft. Durch die jüngsten Flottenzugänge konnten wir die zwischenzeitlich knappen Flugzeug-Reserven in den vergangenen Wochen deutlich erhöhen", sagte Dirks "Kölner Stadt-Anzeiger" und "Express" am Wochenende.

Personalengpass

Im Juli habe die Airline ihre Zuverlässigkeit bereits spürbar verbessert und Flugplan-Änderungen signifikant reduzieren können. "Unser Anspruch ist es, nach einem schwierigen Sommer 2018 bald wieder zu den zuverlässigsten Airlines in Europa zu gehören." Bei den Kunden habe man sich für die Performance insbesondere im Mai und Juni entschuldigt.

Gründe für die enorme Zunahme von Flugplanänderungen waren für Dirks unter anderem Serien-Streiks und Personalengpässe bei der Flugsicherung, die alle Airlines beträfen. Zum großen Teil lag es aber an der Übernahme von Teilen der insolventen Air Berlin. "Wir sind auch selbstkritisch genug um zu sehen, dass wir bei diesem Integrationsprojekt hier und da zu ambitioniert waren", sagte Dirks. Es sei zwar im Rekordtempo gelungen, mehr als 70 Maschinen der früheren Air Berlin zu transferieren. "Aber es ist uns eben nicht ohne Verzögerungen gelungen."