Seit Ende der Vorwoche beim Tiefengeothermieprojekt für die Grazer Fernwärme die Reißleine gezogen wurde, gehen die Wogen in unterschiedlicher Intensität hoch. Das 500-Millionen-Euro-Projekt wurde von OMV unter Verweis auf fehlende Beschlüsse der Stadt Graz gestoppt. Zur Erinnerung: Ab 2030 sollte über dieses Projekt heißes Wasser aus der Oststeiermark gespeichert und in den Großraum Graz gebracht werden und so rund die Hälfte des Fernwärmebedarfs decken. Nach zweieinhalb Jahren Vorbereitungszeit gab's entsprechende Gemeinderatsbeschlüsse und Verträge. Die Stadt Graz bzw. die Energie Graz wollten schließlich die notwendige „harte Patronatserklärung“ aber nicht unterzeichnen. Seither steht das Projekt – und seither wurde um die Deutungshoheit für das Platzen gestritten.

Doch am Mittwoch haben sich die Vorstände der Energie Steiermark und der Holding Graz zu einem Arbeitsgespräch getroffen, „um die weitere Vorgangsweise für das Geothermieprojekt für die Fernwärme Graz zu erörtern“, wie am Abend gemeinsam mitgeteilt wurde. Das Ergebnis? „Energie Steiermark und Holding Graz verständigen sich einvernehmlich auf eine Nachdenkphase zum gemeinsamen Projekt „GAIA – Tiefenkraft aus der Steiermark“. Was unter „Nachdenkpause“ zeitlich genau zu verstehen ist, wurde auf Nachfrage der Kleinen Zeitung nicht beantwortet. Noch vor Kurzem hieß es schließlich, dass die Zeit drängt, wenn man das Projekt doch noch retten wolle. Die Energie Steiermark hatte ja angeboten, die Grazer Fernwärmesparte um 120 Millionen Euro zu kaufen, was die Grazer Bürgermeisterin umgehend abgelehnt hat.

Wie geht‘s weiter?

Beim Vorstandstreffen am Mittwoch hat man sich darauf geeinigt, „im Rahmen dieser Nachdenkphase die Entwicklung und Dekarbonisierung der Fernwärmeversorgung im Großraum Graz zu evaluieren“. Dabei soll die „Diskussion über die bisherige und zukünftige Rollenverteilung, Risikotragfähigkeit, Finanzierung, etc. umfassend geführt werden“. Weiters wird betont: „Bereits im vorliegenden Dekarbonisierungsplan angeführte Projekte werden weiterhin intensiv verfolgt.“

Und wie geht's mit dem OMV-Tiefengeothermieprojekt weiter? In der Stellungnahme wird eher vage formuliert: „Gleichzeitig bleibt das gemeinsame Bestreben aufrecht, das innovative Projekt zur Nutzung erneuerbarer Geothermie mit der OMV zu einer positiven, aber adaptierten Umsetzung zu bringen.“