„Nach intensiven, aber fairen Kollektivvertragsverhandlungen“, wie es seitens beider Sozialpartner heißt, konnte zwischen dem Fachverband der Schienenbahnen in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) und der Gewerkschaft vida nach vier Verhandlungstagen ein Abschluss erzielt werden. Der Abschluss ist sozial gestaffelt: Während niedrige und mittlere Einkommen stärker profitieren, wird die Anhebung bei höheren Gehältern mit 150 Euro gedeckelt, das entspricht dann in der letzten Gehaltsstufe einem Plus von 1,07 Prozent.
Die Gewerkschaft spricht von einem „starken Kollektivvertragsabschluss“ für die 55.000 Beschäftigten bei den über 90 österreichischen Eisenbahnunternehmen.
Die rollierende Inflation in Höhe von 3 Prozent wird mit dem Abschluss abgegolten, wie die Arbeitnehmerseite betont. Auch bei Sonn- und Feiertagsdiensten wurden Verbesserungen erzielt. „Damit gibt es eine Anerkennung für Arbeit an jenen Tagen, an denen andere frei haben. Ein Punkt, der auch den vida-Mitgliedern bei der letzten Befragung besonders wichtig war. Das frühere Erreichen der 6. Urlaubswoche ist ein weiteres Element, um den Belastungen der modernen Arbeitswelt und der gestiegenen Produktivität besser Rechnung zu tragen“, sagt Gerhard Tauchner, vida-Verhandlungsleiter und Vorsitzender des vida-Fachbereichs Eisenbahn.
Das sind die Details
- 3 Prozent Lohnerhöhung auf KV- und IST-Gehälter bis zu einer maximalen Erhöhung von 150 Euro ab Dezember 2025
- Anpassung der valorisierbaren Nebenbezüge um 3 Prozent
- Erhöhung der Sonn- und Feiertagszulage um 8,36 Prozent
- 3 zusätzliche Urlaubstage ab dem 15. Jahr Unternehmenszugehörigkeit
- Erreichen der 6. Urlaubswoche bereits ab dem 18. Jahr Unternehmenszugehörigkeit
„Die Eisenbahnen sind eine Zukunftsbranche und schaffen klimafreundliche Mobilität für alle Menschen in Österreich. Mit diesem Abschluss werden Gehalt und Arbeitsbedingungen verbessert, womit die Bahnen auch für die dringend benötigten neuen Kolleginnen und Kollegen attraktiv sind“, so Tauchner.
Thomas Scheiber, stellvertretender Fachverbandsobmann der Schienenbahnen in der WKÖ und Verhandlungsführer auf Arbeitgeberseite, sagt: „Damit haben wir ein Gleichgewicht zwischen wirtschaftlicher Tragfähigkeit und Verantwortung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bewahrt. Einige unserer Berufsgruppen stehen auf der Mangelberufsliste, und wir müssen dafür Sorge tragen, dass unsere Gehälter auch im Zuge des Generationswechsels attraktiv bleiben.“
„Mehr können wir uns momentan nicht leisten“
Mehr Fahrgäste bedeutet, so Scheiber, nicht automatisch mehr Geld zum Ausgeben. Es gelte auch, die Güterbahnen zu berücksichtigen, die im internationalen Wettbewerb und unter enormem wirtschaftlichem Druck stehen. „Für den Schienengüterverkehr konnten wir eine unverhältnismäßige Erhöhung der Nachtzulagen verhindern, auch weitere Änderungen im Rahmenrecht, die von der Gewerkschaft gefordert wurden, können wir uns momentan nicht leisten“, betont Scheiber.
„Die vorliegende Einigung ist ein Balanceakt zwischen wirtschaftlichen Herausforderungen der Unternehmen und betrieblichen Notwendigkeiten. Einen Abschluss unter der Inflationsrate im kommenden Jahr können wir daher nicht ausschließen“, so Scheiber abschließend.
Höherer Abschluss als Metaller
Mit der heutigen Einigung schlossen die Eisenbahner deutlich höher als die Metaller ab, die bereits am ersten Verhandlungstag eine Einigung mit den Arbeitgebern erzielten. Deren Abschlüsse wurden in der Vergangenheit gerne als richtungsweisend bezeichnet, wobei die gewerkschaftlich stark organisierten Metaller im Regelfall höher abschließen als viele andere Branchen. Diesmal mussten die Beschäftigten der Metallindustrie aber Federn lassen. Der Abschluss liegt großteils unter der Jahresinflation der vergangenen zwölf Monate, bisher ein No-Go für die Gewerkschaften. Entsprechend waren Arbeitnehmervertreter zuletzt bemüht, darauf hinzuweisen, dass es sich in der Metallbranche um einen „Krisenabschluss auf Zeit“ handle, der keineswegs Vorbildcharakter für weitere KV-Abschlüsse heuer habe - was sich nun jedenfalls bei den Eisenbahnen zeigte.
Am Freitag Entscheidung zu Handels-KV
Für Spannung sorgt auch der Handel. Hier gab es zwar im Vorjahr einen 2-Jahres-Abschluss, die Sozialpartner vereinbarten aber, dass bei einer Inflationsrate von 3 oder mehr Prozent im Zeitraum Oktober 2024 bis September 2025 der Handels-KV-Abschluss für 2026 hinfällig ist und neu verhandelt werden muss. Eine Entscheidung soll diesen Freitag fallen, Beobachter erwarten, dass der KV aufgeschnürt werden muss. Der Handel beschäftigt in Österreich rund 450.000 Angestellte und Lehrlinge sowie 120.000 Arbeiterinnen und Arbeiter.