Peter Bydlinski zählt zu den angesehensten Zivilrechtlern Österreichs. Dabei waren die Fußstapfen seines Vaters, der einst Zivilrecht an der Uni Wien lehrte, groß. Aber der Vater übte nie Druck auf seine fünf Söhne aus, sich für die Juristerei zu entscheiden, erinnert sich Peter Bydlinski. Peter wuchs gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Michael - „wir haben das meiste lange Zeit parallel gemacht“ – aus natürlichem Interesse in die Rechtswissenschaften hinein: „Meine Mutter hat uns Kindern am Abend öfter etwas vorgelesen. Zum Papa haben wir immer gesagt: ,Erzähl uns einen Fall!‘“ Der Vater nahm dann beispielsweise einen Verkehrsunfall oder einen Vertrag, der nicht erfüllt wurde und gemeinsam habe man überlegt, was rechtlich daraus folgt.
Zwillingsbrüder im Gleichschritt
Die Zwillingsbrüder legten ihr Jus-Studium in Wien schließlich in Mindeststudienzeit hin. „Mein Bruder entschied sich dann allerdings für die Justizlaufbahn bis hin zum Senatspräsidenten am OGH“, sagt Peter Bydlinski, der schon in seiner Studienzeit am Institut für Zivilrecht wissenschaftlich mitgearbeitet hat. Seine Habilitation hatte er 28 Jahren in der Tasche. Es folgten Lehr- und Wanderjahre im Ausland und eine Professur in Rostock – bis er 1999 mit einer Professur in Graz wieder in seine Geburtsstadt Graz zurückkehrte.
Gesetzestexte verständlich machen
Wenn der dreifache Familienvater jetzt seine letzte Arbeitswoche hinter sich hat, fühlt sich das für ihn allerdings nicht wie Pension an, geht der Ruhestand in Graz doch nahtlos in eine Halbtagesprofessur für Zivilrecht an der Wirtschaftsuniversität Wien über. Dort wird er weiter tun, was ihm als Jurist ganz besondere Freude macht: den Studierenden das Recht verständlich zu machen – in jeder Hinsicht, wie er sagt: sei es durch vernünftige Erklärungen im Hörsaal, durch seine Lehrbücher oder durch „die Nebenbeschäftigung“, die ihn seit zehn Jahren begleitet, den Text des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches, der teilweise noch aus dem Jahr 1811 stammt, in eine besser verständliche Sprache zu bringen. Und ein paar Hobbys wären da freilich auch noch: etwa Pilzkunde – „nach dem Regen wachsen bei uns im Garten gerade 30 Pilzsorten“.