Nur einmal gab es in der jüngeren Vergangenheit der Herbstlohnrunde eine wirklich rasche Einigung: Im Jahr 2020, ganz im Zeichen der Corona-Krise.

Jetzt schreiben wir 2025 und wieder einigten sich die Metaller bereits in der ersten Verhandlungsrunde. Ähnlich hoch wie 2020 fällt übrigens der Abschluss aus. Waren es damals 1,45 Prozent, steigen die Ist-Löhne mit 1. November jetzt um 1,41 Prozent. Ein Wert, der ziemlich genau die Hälfte der rollierenden Inflation von 2,8 Prozent ausmacht, die als Verhandlungsbasis galt.

Einmalzahlung? „Situation ist eine andere“

Montagabend will Reinhold Binder, Chef der Gewerkschaft Pro-Ge, die zeitliche Achse dennoch zurechtrücken. „Das kurze Intermezzo täuscht“, sagt er im Interview. Es hätte bereits „das ganze Jahr über intensive Gespräche und Verhandlungen in den Betrieben gegeben“.

Durchwegs kurios mutet an, dass Binder die ausverhandelten Einmalzahlungen, der Gewerkschafter spricht von „1000 Euro Kaufkraftsicherungsprämie“, verteidigt. Immerhin erlangte der Oberösterreicher noch 2023 mit dem zweifelhaften Sager „Mit die Einmalzahlungen könnens scheißen gehen!“ kurzzeitige Berühmtheit.

Heute aber sei „die Gesamtsituation eine andere“, verteidigt Binder das Verhandlungsergebnis. Die Metallindustrie sei konjunkturell schwer getroffen, Tausende Arbeitsplätze seien verloren gegangen. Deswegen brauche es auch über den Lohnabschluss hinaus einen „gemeinsamen Schulterschluss“. Und zwar „bei der Bekämpfung der steigenden Lebensmittelpreise und den Energiekosten“. Letztere, so Binder, „belasten die Unternehmen völlig verrückt“.

Zumindest einen Verhandlungserfolg will sich der Obergewerkschafter am Abend der rasanten Übereinkunft nicht nehmen lassen. Reinhold Binder: „Wir konnten Nulllohnrunden abwenden. Die lagen das gesamte Jahr über auf dem Tisch“.