Die neuen US-Zölle für Importe aus dem Ausland treten statt am heutigen Freitag erst am kommenden Donnerstag (7. August) in Kraft. Der Direktor des Instituts für Höhere Studien (IHS), Holger Bonin, glaubt jedoch nicht an Zeit für Nachverhandlungen des jüngst geschlossenen Handelsdeals zwischen den USA und der Europäischen Union. Die EU stehe „nicht im Fokus, das wird zu spät sein“, sagte Bonin am Freitag im Ö1-Mittagsjournal. Er spricht von einem „längerfristigen Problem“.

Da „viele Dinge“ dieser Vereinbarung nicht vertraglich festgelegt seien, könne US-Präsident „Donald Trump einfach jeden Tag etwas Neues verkünden“, gibt der Ökonom zu bedenken. Es gebe zudem noch „viele ungedeckte Schecks in diesem Deal“ wie etwa den Verkauf an Energien in die USA.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Trump hatten sich vergangenen Sonntag auf einen Zollsatz von 15 Prozent auf nahezu alle Waren, die aus der EU in die USA exportiert werden, geeinigt. Die EU verpflichtete sich auch zu zusätzlichen Investitionen in den USA in Höhe von 600 Milliarden Dollar (510 Milliarden Euro) und zu Energiekäufen im Wert von 750 Milliarden Dollar.

Hohe Preissteigerungen drohen

Das berge „große Risiken“, erklärte Bonin. Denn die USA könnte zu den bisherigen Preisen gar nicht das liefern, was die Europäer kaufen sollen, warnte der IHS-Chef vor „sehr starken Preissteigerungen“. Damit drohe ein neuer Energiekosten- und Inflationsschub - „das ist sicherlich sehr schädlich für die europäische Wirtschaft“.
Auch der von den USA angekündigte Zollsatz in Höhe von 39 Prozent für Waren aus der Schweiz könnte „indirekt für die sonstigen Europäer ein Problem“ werden, sagte Bonin. Die pharmazeutischen Produkte seien „sehr, sehr teuer“ in den USA und Trump möchte diese Kosten deutlich senken. „Da droht der nächste Handelskrieg“, so der IHS-Chef.

Bonin äußerte gleichzeitig die Hoffnung, dass sich durch die hohen Zölle verursachte Mehrkosten und erhöhte Inflation bei den Menschen in den USA im Alltag bemerkbar machen, sodass sich Trump irgendwann entscheiden müsse, „ich kann dieses erratische Spiel mit der Weltwirtschaft nicht mehr weitertreiben“.