US-Präsident Donald Trump hat Fed-Chef Jerome Powell erneut verbal attackiert und vage angedroht, mit nicht näher benannten Zwangsmaßnahmen Zinssenkungen erzwingen zu wollen. Powell sei ein „Hohlkopf“, sagte Trump bei einer Veranstaltung im Weißen Haus. Es sei in Ordnung, wenn Powell den Leitzins hoch halte oder erhöhe, wenn die Inflationsrate steigen würde. Aber das sei nicht der Fall und er müsse vielleicht „etwas erzwingen“, so Trump. Er ließ offen, was er damit meinte.

Der nächste Zinsentscheid der US-Notenbank Fed steht am kommenden Mittwoch an. Analysten gehen allerdings nicht davon aus, dass die Fed den Leitzins dann senken wird. Sie hatte bisher angesichts von Trumps aggressiver Zollpolitik auf Abwarten gesetzt.

Trump ist seit jeher Verfechter einer Niedrigzinspolitik. Er erhofft sich zum Beispiel, dass so das Wirtschaftswachstum angekurbelt wird. Erst am Mittwoch schrieb er in Großbuchstaben auf Social Media: „Die Fed sollte ihn um einen ganzen Punkt senken. Dann müssten wir viel weniger Zinsen auf fällige Schulden zahlen. So wichtig!!“

Zuvor waren die Inflationszahlen für Mai veröffentlicht worden. Demnach stiegen die Verbraucherpreise mit 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat schwächer als erwartet – trotz der höheren Zölle auf Importe. „Tolle Zahlen!“, schrieb Trump dazu.

Trump sagte erneut, dass er Powell nicht feuern werde. Das wäre rechtlich auch gar nicht so einfach möglich, denn ein US-Präsident kann den Chef der unabhängigen Notenbank nicht ohne Weiteres entlassen.

Trump hatte Powell in seiner Zeit als US-Präsident für die erste Amtszeit als Fed-Chef nominiert, ihn danach aber wegen Zinserhöhungen kritisiert. Später nominierte US-Präsident Joe Biden Powell für eine zweite Amtszeit. Diese endet 2026. Trump beleidigt Powell regelmäßig und hat bereits klargemacht, dass er den 72-Jährigen nicht erneut nominieren wird.

Unabhängige US-Zentralbank hält die Füße still

Trotz der wiederholten Rufe aus dem Weißen Haus nach einer Zinssenkung hielt die unabhängige US-Zentralbank zuletzt die Füße erneut still und beließ den Leitzins im Bereich von 4,25 bis 4,50 Prozent. Die Notenbank will ihrem Chef Jerome Powell zufolge mehr Klarheit darüber gewinnen, wie sich die Politikwende unter Trump auf die Inflation und den Arbeitsmarkt auswirken wird. Der nächste Zinsentscheid steht am 18. Juni an. Viele Experten rechnen aber erst für September mit einer Zinssenkung.