Während US-Präsident Donald Trump die von ihm verhängten Sonderzölle gegenüber den meisten Ländern für 90 Tage ausgesetzt hat, dreht sich die Zollspirale zwischen den USA und China weiter. Der Handelsstreit zwischen den beiden Ländern war zuletzt eskaliert. US-Präsident Donald Trump hatte jüngst Sonderzölle von bis zu 145 Prozent auf chinesische Waren verhängt. Peking hatte mit einer Erhöhung seiner Zölle auf US-Importe auf 125 Prozent reagiert.

China könnte laut Insidern nachlegen. So habe China den Fluggesellschaften des Landes untersagt, weitere Maschinen des Flugzeugbauers Boeing abzunehmen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Zudem hat China Exportkontrollen für Seltene Erden eingeführt. 

Trump: „Der Ball liegt bei China . . . sie brauchen unser Geld“

Trump bleibt im Zollstreit mit China hart. „Der Ball liegt bei China. China muss ein Abkommen mit uns schließen. Wir müssen keinen Deal mit denen machen“, zitierte die Sprecherin Karoline Leavitt erst am Dienstag aus einer Erklärung des Präsidenten. China sei nicht anders als irgendein anderes Land, nur größer, sagte Trump demnach. China brauche wie alle anderen Länder den amerikanischen Konsumenten, oder „um es anders auszudrücken, sie brauchen unser Geld“, zitierte Leavitt den Präsidenten bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus. Sie habe mit Trump gesprochen, und er habe ihr diese Erklärung zu China mitgegeben.

China-Expertin: „USA und China haben sehr ähnliche Vorstellungen“

Nach einer Entspannung im Handelskrieg sieht es zumindest derzeit nicht aus. Die China-Expertin Susanne Weigelin-Schwiedrzik betont am Dienstagabend in der ZiB2, dass die Eskalation des Zollkriegs „ein großes Problem für China und ein großes Problem für Amerika“ sei. Die deutsche Sinologin, die an der Uni Wien lehrt und korrespondierendes Mitglied in der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ist, streicht hervor, dass beide Länder „sehr ähnliche Vorstellungen haben, was sie mit ihrer Politik erreichen wollen“. Amerika möchte China isolieren und China möchte Amerika isolieren, so Weigelin-Schwiedrzik. Man gehe offenbar jedes Risiko ein, was die interne wirtschaftliche Situation betreffe.

Die gegenwärtigen Schwächezeichen der chinesischen Wirtschaft seien aus ihrer Sicht auch der Grund dafür, warum Trump nun zuschlage. „Er merkt, dass die chinesische Wirtschaft im Augenblick nicht brummt und man daher mit diesen Maßnahmen, sehr hohen Zöllen, sehr viel erreichen kann.“ Trump wolle erreichen, dass sich die chinesische Wirtschaft weitestgehend vom US-Markt zurückziehe. Auch Chinas Führung habe beschlossen, sich aus den USA zurückziehen zu wollen, sagt Weigelin-Schwiedrzik. Die beiden größten Weltwirtschaftsmächte wollen sich gegenseitig abkoppeln.“ Kann sich das China überhaupt leisten? „Das ist ein ganz, ganz großes Risiko“, denn der Anteil der chinesischen Exporte in die USA sei „sehr groß“, auch wenn es in den letzten Jahren schon leichte Rückgänge gegeben habe. Doch die USA seien noch immer ein Markt, in dem sehr viele große und kleine chinesische Industrieunternehmen „sehr viel Geld verdienen“. Falle das weg, werde das für die chinesische Wirtschaft eine sehr schwierige Phase. Das könne, so Weigelin-Schwiedrzik, der chinesischen Führung auch politisch sehr schaden, was wohl auch das sei, was Trump erreichen wolle. Könnte es zu einem Angriff auf Taiwan kommen? Wenn es in China intern zu größeren Verwerfungen komme, „könnte es sein, dass die chinesische Führung zu dem Schluss kommt, dass das Risiko eines Angriffs auf Taiwan geringer ist, als das Risiko eines Aufstands in China“, mutmaßt Weigelin-Schwiedrzik.

Von Europa sei nun eine „gute Balancepolitik gefordert, wir müssen die sein, die Kriege verhindern“, so ihr Appell. Sie hält das für möglich, weil Europa grundsätzlich gute, wenngleich schwierige Beziehungen zu beiden Ländern pflege.

US-Präsident Donald Trump hatte bereits am 4. Februar einen Sonderzoll von 10 Prozent auf alle Lieferungen aus der Volksrepublik erhoben, der im März um weitere 10 Prozent erhöht wurde. Im April hat Trump den Zoll auf chinesische Waren schließlich bis auf 145 Prozent heraufgesetzt, worauf China mit Zöllen von 125 Prozent auf US-Waren reagierte.

Chinas globaler Handelsüberschuss summierte sich im März auf 102,64 Milliarden Dollar (rund 90 Milliarden Euro). Allein mit den USA wurde ein Überschuss von 76,6 Milliarden Dollar erzielt, nach 70,2 Milliarden Dollar ein Jahr zuvor. Trump hat seine Zollpolitik immer wieder mit Verweis auf das hohe Handelsdefizit seines Landes erklärt. Die Welthandelsorganisation (WTO) warnte, der Handelsstreit zwischen China und den USA könne den Warenverkehr zwischen Staaten um bis zu 80 Prozent einschränken und das globale Wachstum stark beeinträchtigen. Die US-Großbank Goldman Sachs senkte vorige Woche ihre Prognosen für das chinesische Wirtschaftswachstum in diesem Jahr von 4,5 Prozent auf 4,0 Prozent. Die chinesische Regierung strebt ein Wachstum von rund fünf Prozent an.