Früher sei es sogar einmal eine Art „Kindheitstraum“ von ihm gewesen, in den USA eine eigene Schoko-Fertigung aufzubauen, sagt Josef Zotter. Heute, wo der US-Zollhammer viele europäische Unternehmen tatsächlich mit Werken in die USA treibt, sagt der renommierte Chocolatier zur Kleinen Zeitung: „Zum Glück haben wir das nie gemacht, ich habe keine Lust mehr auf eine Fabrik dort, auch wenn man so Zölle umgehen könnte.“
Zotter zu Zöllen: „Am Ende muss immer die Bevölkerung bezahlen“
Seine Schokomanufaktur exportiert auch in die USA, „wir haben dort sechs Leute, einen Vertrieb und Online-Shop“, so Zotter. Klar sei: Die 20-prozentigen Zölle müsste man auf den US-Verkaufspreis draufschlagen, „das Schlimme an diesen Entwicklungen ist, dass es am Ende immer die Bevölkerung bezahlen muss“. Dass er im Sommer mit der neuen Zotter-Schoko-Sorte „Hirn mit Ei“ auf den Markt kommen könnte, wolle er aber dennoch nicht als Spitze auf Trump verstanden wissen, wie er schmunzelnd anmerkt.
Alle Entwicklungen rund um das Zollbeben
Der direkte Schaden für sein Unternehmen sei „nicht allzu groß, wobei es auch ein paar hunderttausend Euro sein könnten“. Er sei bis vor rund zehn Jahren „beseelt von der Globalisierung gewesen, doch die protektionistischen Entwicklungen haben sich schon länger abgezeichnet“, sagt Zotter zur Kleinen Zeitung. Noch vor zehn Jahren habe Zotter 60 Prozent der Produkte exportiert, mittlerweile entfallen 60 Prozent des Absatzes auf den österreichischen Markt, 30 Prozent auf Deutschland und zehn Prozent auf den Rest der Welt. „Ich muss das so salopp sagen, Europa ist ein geiler Markt, darauf liegt unser Fokus“, so Zotter.
„Warum sollten die zehn neuen Googles nicht aus Europa kommen?“
Die EU müsse „aufwachen und munter werden, zusammenhalten und auch die Chancen sehen“. Der Leidensdruck sei nun „offenbar eh groß genug, um die wichtigen Themen endlich anzugehen und Abhängigkeiten abzubauen, wir haben uns in Europa im Sandwich zwischen Asien und den USA schon ein bisserl ausgeruht in den letzten Jahren, aber warum sollten die zehn neuen Googles nicht aus Europa kommen?“, so Zotter.
Vor einer Spirale aus Zöllen und Gegenzöllen und allzu markigen Revanche-Ansagen aus Europa hält Zotter nichts, „dann haben wir wirklich den Handelskrieg, der nur Verlierer nach sich zieht und allen Seiten viel Geld kostet. Es bringt einfach nichts, wenn jetzt alle ihre Keule auspacken“. Zotter spricht sich sogar eher dafür aus, Zölle abzubauen, hier sollte Europa aus seiner Sicht vorangehen.